Transformation der Führung: Warum Führungskräfte von morgen anders sein werden

Transformation der Führung: Warum Führungskräfte von morgen anders sein werden

Transformation der Führung: Warum Führungskräfte von morgen anders sein werden 1024 576 Roland Angst

Wir alle spüren es. Tempo und Ausmaß der Veränderung werden weiter zunehmen. Multiple Krisen bestimmen unsere Agenda. Schock und Not gehören gefühlt zum Alltag. Die Politiker stehen im Dauerstress, da von ihnen Lösungen erwartet werden, was sie überfordert. Denn niemand weiß genau, wie und wohin die Welt sich entwickeln wird, angesichts einer globalen Klimakatastrophe, die an vielen Stellen wichtige Kipppunkte bereits überschritten hat, angesichts einer in absehbarer Zeit auf knapp 10 Milliarden wachsenden Erdbevölkerung, angesichts eines wachsenden nationalen Egoismus, der zu Angriffskriegen führt, angesichts einer Energieknappheit, die bisherige Geschäftsmodelle in Frage stellt oder angesichts künstlicher Intelligenz, die unsere Arbeitswelt grundlegend verändert.

Um es kurz zu fassen: Der von uns in Deutschland geliebte „Schönwetterkapitalismus“ ist tot.

Die Zukunft wird mühsamer, riskanter und dennoch chancenreicher.

Warum chancenreicher? Weil Wohlstand, Konsum und Selbstzufriedenheit die Menschen träge machen, wohingegen Herausforderungen und Krisen das Beste im Menschen hervorbringen können. Und weil Hoffnung und Optimismus uns auch in aussichtslosen Situationen voranbringen. Ich bin deshalb überzeugt davon, dass ein neuer Typus von Führungskräften auch in Deutschland dafür sorgen wird, dass wir die mannigfaltigen Herausforderungen in Gesellschaft und Wirtschaft lösen. Anders vielleicht, als so mancher denkt, aber insgesamt schlägt jetzt, in der Krise, die Stunde für gute Führung.

Networking als Recruiting-Instrument, Transformation der Führung

Ich möchte deshalb einige politische und werteorientierte Grundlagen guter Führung in vier zentralen Bereichen zur Transformation der Führung aufwerfen:

1. Klimawandel und Nachhaltigkeit

Der Klimawandel und die Verpflichtung, unseren Nachkommen eine intakte und ressourcenreiche Umwelt zu hinterlassen, sind insbesondere für Führungskräfte sehr wichtige und essenzielle Themen. Wir bekennen uns nachdrücklich zu den Klimazielen von Paris und dem Green Deal. Wir sehen die Verantwortung, die eine Führungsposition mit sich bringt. Das Umweltthema ist dabei aber nur ein Teilaspekt von nachhaltiger Führung.

Aufgabe der Führungskräfte in der Politik ist es, die Ziele zu definieren. Aufgabe der Führungskräfte in der Wirtschaft ist es, diese Ziele durch Umsetzung zu erreichen. Dafür brauchen wir Technologieoffenheit, Planungssicherheit und Marktwirtschaft.

Für mich hat bei diesem Thema auch die Vorbildfunktion von Führungskräften eine herausragende Bedeutung. Denn eines dürfte uns hoffentlich allen klar sein: Es kommt vor allem auf unsere Glaubwürdigkeit in unserer Führungsrolle an. Unsere Mitarbeitenden bemerken sehr schnell, wenn unser persönlicher Lebensstil nichts mit der offiziellen Nachhaltigkeitsstrategie des Unternehmens zu tun hat. Schlimmer noch, junge Nachwuchskräfte werden in Zeiten des Fachkräftemangels gar nicht erst bei einem Unternehmen anheuern, in dem eine Diskrepanz zwischen den Hochglanzbroschüren von HR und dem tatsächlichen Verhalten der Vorgesetzten besteht.

2. Digitalisierung

Die Künstliche Intelligenz steht unmittelbar vor dem Durchbruch. Wir sind gefordert, uns mit den Auswirkungen auf unsere Geschäftsmodelle, auf die Veränderung der Arbeitswelt und die gesellschaftlichen Folgen zu beschäftigen. Es ist zu erwarten, dass künstliche Intelligenz zu den größten Disruptionen aller Zeiten führen wird. Das neue Hybrid ist die Zusammenarbeit von Mensch und Maschine in einem Team. Die Aufgabe von Führungskräften ist es, einen ethischen Kompass zu haben, der uns befähigt, einerseits die Vorteile der KI anzunehmen, andererseits mit geschärftem Blick den potentiell zerstörerischen oder gar unmenschlichen Auswirkungen der maschinellen Intelligenz rechtzeitig einen Riegel vorzuschieben, ohne die Chancen aus dem Blick zu verlieren. Führungskräfte müssen sich künftig verstärkt in die gesellschaftliche Debatte über Digitalisierung und KI einmischen. Dies kann von uns auch erwartet werden. Führungskräfte und Politiker werden dazu noch mehr miteinander reden müssen.

3. Wirtschaftliche Wettbewerbsfähigkeit

Wie fundamental der Wandel ist, zeigen die letzten krisenhaften Jahre: Die Preise für Rohstoffe und Energie haben sich durch verschiedene Krisen, vor allem aber durch den Krieg in der Ukraine, zeitweise verzehnfacht. Dadurch gerät unsere Wettbewerbsfähigkeit stark unter Druck. Erste deutsche Unternehmen verlagern ihre Produktion an günstigere Standorte, wie Asien oder zunehmend in die USA. Das kostet auf die Dauer viele Arbeitsplätze und unser Wohlstand droht zu sinken, ausgerechnet zu einem Zeitpunkt, zu dem Deutschland aus demografischen Gründen große finanzielle Lasten bevorstehen. Es geht um nicht weniger, als unserem Industriestandort eine neue Perspektive zu geben. Wir müssen sicherstellen, dass sich eine hocheffiziente Industrieproduktion auch in Zukunft unter den geänderten Vorzeichen lohnt. Dies wird unsere ganze Kraft und unseren Ideenreichtum als Experten oder Führungskräfte fordern.

4. Kraft und Zusammenhalt in der EU

Ich habe bisweilen den Eindruck, dass die Rolle, die die Europäische Union als Absatzmarkt und als Handelsplattform im globalen Miteinander spielt, oftmals unterschätzt wird. Übersehen wird auch, dass die EU kein Selbstläufer ist, sondern dass wir alle etwas tun müssen, damit die EU ein Stabilitätsraum bleibt. Das ist zuweilen mühsam, aber der Zugewinn an Stabilität unserer Volkswirtschaften wiegt das wieder auf.

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Fazit: Transformation der Führung braucht gute Kommunikation

Auch wenn die skizzierten Wertegrundlagen unabdingbar für gute Führung sind, werden wir die größte Veränderung jedoch im „Wie“ der Führung beobachten. die neue Führungskraft wird nicht mehr hierarchisch und kontrollierend sein, sondern mit emotionaler Intelligenz ein Vertrauensverhältnis im Team erzeugen. Führungskräfte müssen Zuversicht ausstrahlen und ihren Teams Orientierung geben. Die Kommunikation ist dabei die wichtigste Schnittstelle. Mehr als Coach, weniger als Vorgesetzter bringt er oder sie die Stärken aller Personen zu einem stimmigen Ganzen zusammen. Das erzeugt bei allen Beteiligten mehr Motivation und weniger Frustration. Und daraus entsteht dann Kreativität und Fortschritt.

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Roland Angst

Roland Angst ist Präsident der ULA - Deutscher Führungskräfteverband. Er ist zusätzlich zu seinen Regelaufgaben als Führungskraft im Geschäftskundenvertrieb der Telekom seit 2013 Vorsitzender des Konzernsprecherausschusses der Deutschen Telekom AG sowie Vorsitzender des Sprecherausschusses der Telekom Deutschland GmbH und Mitglied im Aufsichtsrat dieser Gesellschaft. Im ULA-Mitgliedsverband „syntra – Das Managementnetzwerk der Deutschen Telekom e.V.“ ist er seit 2011 stellvertretender Vorsitzender im Bundesvorstand.

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