Interkulturelles Netzwerken im Topmanagement

Interkulturelles Netzwerken im Topmanagement

Interkulturelles Netzwerken im Topmanagement 1024 683 Donata Lingenthal

Wie verschieden sind Menschen, die in einer anderen Kultur aufgewachsen sind? Spielen diese Unterschiede beim Netzwerken im Topmanagement eine Rolle oder gibt es hier nicht ohnehin eine Art gemeinsame, internationale Kultur? Wie groß die Unterschiede sind, kann man sich einfach vor Augen führen: Nehmen wir an, wir treffen bei einer internationalen Abendveranstaltung auf Menschen aus unterschiedlichen Kulturen. Welches Verhalten ist in dieser Situation angemessen? Welche Kleidung wählt man anlässlich einer Einladung zu so einem Event? Hier gibt es viel Raum für Missverständnisse, die nachhaltiges und erfolgreiches internationales Netzwerken erschweren.

Wer erfolgreich interkulturelles Netzwerken betreiben will, braucht sowohl kulturspezifisches Wissen als auch die entsprechenden Skills, um auch langfristig Kontakte aufrecht zu erhalten und von seinen Netzwerken zu profitieren.

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Interkulturelles Netzwerken vs. intrakulturelles Netzwerken

Netzwerken ist nicht immer gleich Netzwerken. Die Grenzen zwischen intrakulturellem und interkulturellem Netzwerken sind jedoch fließend. In beiden Fällen geht es im Kern darum, Beziehungen aufzubauen, zu pflegen und belastbar zu machen. Beide Formen des Netzwerkens basieren zudem auf dem Prinzip des Gebens und Nehmens. Mehr noch als beim intrakulturellen Netzwerken steht beim interkulturellen Netzwerken jedoch die Frage im Zentrum: Wie können andere Kontakte von mir profitieren?

In einer gewissen Hinsicht bedingen sich interkulturelles und intrakulturelles sogar gegenseitig. Und zwar insofern, als beim intrakulturellen Netzwerken der Erstkontakt, bei dem kulturelle Besonderheiten wie Sitten und Sprache eine wichtige Rolle spielen, schon zustande gekommen ist. Interkulturelles Netzwerken geht intrakulturellem Netzwerken quasi voraus. Im Gegensatz zum interkulturellen Netzwerken, wo es immer um Beziehungen zwischen Vertreter zweier Länder beziehungsweise zweier Kulturen geht, spielt sich intrakulturellen Netzwerken immer innerhalb eines Systems ab – etwa innerhalb einer Firma, einer Kammer oder eines Alumni-Netzwerks.

Worauf es beim interkulturellen Netzwerken ankommt

Ein entscheidender Ansatzpunkt beim interkulturellen Netzwerken ist, seine eigene Kultur und seine eigenen Verhaltensweisen nicht als Norm zu begreifen. Offenheit und ehrliches Interesse für andere Sprachen, Sitten, Kulturen und die Geschichte anderer Länder sind eine Voraussetzung beim Beziehungsaufbau. Beides bewahrt davor, in Klischees zu verfallen und führt dazu, Menschen aus anderen Kulturen mit Respekt, Höflichkeit und auf Augenhöhe zu begegnen. Die mit dem interkulturellen Netzwerken verbundenen Fallen können Sie also „umgehen“, indem Sie sich intensiv vorbereiten.

Entscheidend ist: Begreifen Sie Ihre eigene Kultur und Ihre eigenen Verhaltensweisen nicht als Norm.

Interkulturelle Kommunikation als wichtige Grundlage

Neben Fremdsprachenkenntnissen, geht es beim interkulturellen Netzwerken um Skills und Know-how bezüglich der kulturspezifischen Körpersprache, Gestik und Mimik sowie Bedeutung von Kleidung und die Codierung von Berührungen. Denn viel zu oft wird unterschätzt, dass der nonverbale Anteil der Kommunikation der Sprache vorausgeht. Der berühmte erste Eindruck entsteht durch eine Kombination von Auftreten, Kleidung, Stimme und Verhalten (First-Impression-Management). Der Smalltalk als Einstieg in Gespräche hat eine sehr wichtige Funktion und wird gerade in Deutschland vielfach unterschätzt.

Warum interkulturelles Netzwerken für Führungskräfte relevant ist

Interkulturelles Netzwerken ist kein Selbstzweck, sondern ist in erster Linie ein zielgerichtetes Handeln, das für Topmanager hochgradig wichtig ist. Ebenso wie die eigene Kultur nicht das Maß aller Dinge sein sollte, muss auch der Führungsstil im Kontext der internationalen Kommunikation angepasst werden. Führungskräfte müssen heute mit unterschiedlichen Führungsstilen vertraut sein – eine Grundvoraussetzung für Diversity. Darüber hinaus wird heute in vielen Unternehmen erwartet, dass Führungskräfte ein internationales Netzwerk mitbringen. Da sich solche Netzwerke nicht sofort auszahlen, sondern zunächst davon leben, dass Menschen bereit sind, etwas zu geben, kann man nicht früh genug damit anfangen.

In vielen Unternehmen wird erwartet, dass Führungskräfte ein internationales Netzwerk mitbringen.

Ein starkes Netzwerk für den beruflichen Neuanfang

Auch Topmanager, die sich beruflich neu orientieren, sollten sich zwingend mit interkulturellem Netzwerken beschäftigen. Zum einen kommen unserer Erfahrung nach zwischen 45 und 65 Prozent aller neuen Positionen durch Networking zustande – auch im internationalen Bereich. Zum anderen steigt durch den Grad an internationalen Vernetzung die Wahrscheinlichkeit, gegebenenfalls an die Spitze eines internationalen Unternehmens berufen zu werden. Dort ist es die Norm, dass Führungskräfte aus unterschiedlichen Kulturen zusammenarbeiten. Damit diese Zusammenarbeit gelingt, sind Fähigkeiten im interkulturellen Netzwerken eine absolute Notwendigkeit.

Mit Networking zum neuen Chefposten

Was tun, wenn mit der Position auch die Kontakte weg sind?

Unternehmen profitieren durch interkulturelles Netzwerken

Durch die Tatsache, dass die Welt heute globaler und internationaler geworden ist, müssen Unternehmen heute ganz selbstverständlich international top aufgestellt sein. Allein um im Kampf um die Talente von morgen bestehen zu können, müssen sich Unternehmen sichtbar werden, offen und vielfältig sein und sich kontaktfreudig positionieren. Führungskräfte, die ihr Unternehmen dabei unterstützen, international Kontakte herzustellen und dauerhaft zu halten, sind enorm wichtig. Auch wenn es um das Thema Agilität geht und darum, schnell Experten zu finden, zahlt sich internationales Netzwerken aus.

Handlungsempfehlungen für den perfekten Einstieg ins interkulturelle Netzwerken

Neben dem KO-Kriterium Sprache ist heute ein perfekt gepflegtes LinkedIn-Profil ein Must-have. Kaum ein anderes professionelles Netzwerk ist so international aufgestellt. Dazu gehört es nicht nur, die Informationen dort aktuell zu halten. Es geht vor allem darum, aktiv zu werden, Gesprächsangebote zu machen oder in Gruppen aktiv den Austausch zu befördern. Allerdings kann kein noch so perfektes Profil das persönliche Netzwerken mit Menschen ersetzen. „Meet the right people!“ ist die zweite wichtige Handlungsempfehlung. Als gute Kontaktmöglichkeiten bieten sich beispielsweise Business-Clubs sowie Verbände und Kammern der Länder, in denen regelmäßig Veranstaltungen stattfinden, an.

Kein noch so perfektes Online-Profil in Business Netzwerken kann das persönliche Netzwerken mit Menschen ersetzen.

Darüber hinaus sind internationale Management Programme zu empfehlen sowie Workshops und individuelle Beratungen, um wertvolle inhaltliche Impulse und Kontakte zu internationalen Netzwerken zu bekommen. Um schnell Erfolge zu erzielen, ist gute Vorbereitung eine Grundvoraussetzung. Informationen über andere Länder und Kulturen sowie zum Netzwerken finden sich in zahlreichen Büchern. Ich empfehle in der Neuorientierungsphase besonders das Buch von Orville Pierson: Highly Effective Networking. Meet the Right People and Get a Job, dessen Titel in Bezug auf internationales Netzwerken Bände spricht.

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Donata Lingenthal

Donata Lingenthal ist zertifizierter Coach, Senior Relationship Manager und Partnerin bei The Boardroom. Sie verfügt über langjährige Erfahrungen in der Beratung von Topmanagern und verantwortet das Einbringen diverser Netzwerke in die Beratungsprozesse. Seit April 2023 ist sie Beirätin der Stiftung managerohnegrenzen.

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