Im Laufe der letzten Jahrzehnte hat sich die Bedeutung von Executive Karrieren stark verändert. Immer häufiger sehen sich Top-Führungskräfte mit einem zunehmenden Ausbalancieren von Karriere, Gesundheit und Familie konfrontiert. Gerade nach der Pandemie hat die Gesundheit einen hohen Stellenwert eingenommen und brachte viele zum Überdenken ihrer Vorgehensweise: Also mehr Zeit für die Karriere im Topmanagement oder doch lieber Gesundheit und Familie?
Dies wirft weitere Fragen auf: Können Topmanager eigentlich beruflich „kürzertreten“ und wie wird dies wahrgenommen? Behalten Sie dabei ihre Souveränität und Selbstwirksamkeit?
Gründe für den stetigen Wandel von Executive Karrieren
Die Antworten hängen von vielen Faktoren ab. Die klassische „Karriereleiter“ gibt es häufig nicht mehr. Geht man inzwischen eher von einer „Mosaikkarriere“ aus, ergibt es wenig Sinn, von einem „Rückschritt“ zu sprechen. Statt nach oben“ oder unten, vor oder zurück, geht es auch mal quer oder seitwärts. Ebenso ist es mit der dahinterstehenden Motivation bei der Karriereplanung: Galt früher die Erlangung einer machtvollen Position als treibende Kraft, sind es heutzutage vermehrt die persönliche Werte, bestimmte Inhalte und die Möglichkeit, diese im Job zu verwirklichen.
Ein Vergleich zwischen den Generationen macht ebenfalls deutlich, wie unterschiedlich die Vorstellung von Executive Karrieren sein kann. So verfolgt die jüngere Generation von Führungskräften heute andere Karrierewege und hat eine andere Vorstellung von Unternehmenskultur. Hier sind Home-Office, Sabbatical und flexible Arbeitszeiten meist eine Selbstverständlichkeit. Nicht zu vergessen, dass sie sich zudem mit neuen herausfordernden und zukunftsorientierten Themenfeldern beschäftigen müssen, Stichwort Klimawandel und Nachhaltigkeit oder Dauerkrisen und Unsicherheiten. Natürlich spielt auch der Wandel der Lebensmodelle eine Rolle, nach denen beide Lebenspartner ihre Karriereziele verfolgen und sich die Elternzeit aufteilen.
Veränderte Mind Settings, neue Sinnhaftigkeit
Zum einen können wir feststellen, dass sich die Vorstellung von Executive Karrieren auf Grund von stärkerem Bewusstsein für Gesundheit, neuen Generationen und Lebensmodellen bzw. verändertem Mind Settings verändert hat. Bei jungen Führungskräften lässt sich beobachten, dass sie auch hart arbeiten, aber ebenso viel Wert auf Flexibilität und Freizeit legen. Dies liegt auch in der Neubewertung der Sinnhaftigkeit von Arbeit. Verbringt man seine Zeit mit nachhaltigen Aufgaben, die eine Verbesserung der menschlichen Lebensbedingungen zum Ziel haben (und das müssen nachfolgende Generationen verstärkt tun), verändert sich der Sinn von Arbeit. Aber nicht nur jüngere Führungskräfte stellen sich die Frage, welchen Sinn die Arbeit in ihrem Leben einnimmt. Auch vermehrt Ältere, die für sich schon alles erreicht haben – wie können sie ihre Erfahrungen nun sinnstiftend weitergeben oder ihre Zeit anders verbringen? Zukünftig wird es darum wichtig sein, dass Führungskräfte dies verstärkt für sich selbst und die Planung ihrer Executive Karriere klären.
Souveränität und Selbstwirksamkeit behalten
Bei dem derzeitigen Krisenmodus gibt es auf allen Ebenen viele Veränderungen – vielleicht bedingen manche auch den eigenen Job im Topmanagement und viele Führungskräfte erleben selbst plötzlich eine Umbruchphase in ihrer Karriere. Dadurch können weitere Unsicherheiten und Ängste entstehen – darunter leidet die eigene Souveränität und Selbstwirksamkeit. Dies erleben wir in unserer Karriereberatung häufiger und versuchen dann in unseren Executive Coachings bewusst zu machen, dass bestimmte Herausforderungen oder berufliche Umbrüche auch Chancen bieten, neue Wege zu gehen. Überlegen Sie mal: Wie sieht Ihre Idealvorstellung aus? Welche neuen Perspektiven oder Möglichkeiten gibt es?
Eine sachliche Problemanalyse hilft in der Regel, die inneren Stressoren zu verstehen und dem entgegenzuwirken. Dabei kann ein Austausch mit einer Vertrauensperson, einem Sparringspartner oder Coach mit einem objektiven Blick eine entscheidende Rolle spielen. So lässt sich schnell und einfach die eigene Souveränität und Selbstwirksamkeit zurückgewinnen.
Stressreduktion und Fokussierung für die eigenen Ziele
Wir leben in einer schnelllebigen und informationsgefluteten Welt. Da ist es manchmal schwer, den Überblick zu behalten. „Busy is the new stupid!“ hieß es in der Juni-Ausgabe des Harvard Business Managers. Stress macht unproduktiv und führt nicht zu mehr Ergebnissen, sondern zur Überlastung. Um jedoch innovative Lösungen oder neue Perspektiven zu finden, gilt es, Stress zu reduzieren. Mehr Souveränität erlangen wir, wenn die Hektik rauszunehmen und den Fokus auf das Wesentliche lenken. Dabei geht es vor allem darum, Unmengen an Arbeit und Krisen nicht als unlösbare Situationen wahrzunehmen, sondern weiter handlungsfähig zu bleiben, die eigene Selbstwirksamkeit zu erhöhen. So können wir souveräner mit verschiedenen Situationen umgehen.
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Fazit: Executive Karrieren können heute aus vielfältigen Modellen bestehen
Die klassische Karriere „höher, schneller, weiter“ wird inzwischen abgelöst von individuellen Bewertungen der Lebenslage. Die Überlegungen gehen dahin, wie sich die Arbeit an die Menschen und ihre unterschiedlichen Lebenslagen anpassen kann. Zunehmend flexiblere Arbeitsmodelle erlauben mittlerweile vielfältigere Möglichkeiten, sich zu verwirklichen. Nicht immer muss es gleich ein Downshifting sein.
Um nochmals auf die anfangs aufgeworfenen Fragen einzugehen: Pauschale Antworten gibt es wohl kaum. Die traditionellen Rollenbilder und Strukturen wurden längst aufgebrochen. Aspekte wie Familie, Gesundheit, Sinnhaftigkeit, Diversität, Empathie und auch agile und laterale Führungsstile haben längst einen hohen Stellenwert eingenommen und werden von der Gesellschaft akzeptiert. Um anderen seine Beweggründe verständlich zu machen und geeignete Lösungen zu finden, sollten die eigenen Ziele im passenden Rahmen klar kommuniziert werden.
Wichtig für die Planung der eigenen Executive Karriere und dem Beibehalten der eigenen Souveränität und Selbstwirksamkeit ist daher vor allem die persönliche Klarheit darüber: Wer bin ich? Was will ich und wie will ich das erreichen?
Hat man selbst nicht genügend Klarheit, hilft oft ein objektiver Blick von außen, die Dinge anders zu betrachten oder neue Perspektiven zu entwickeln. Ein offenes Gespräch mit der Familie oder Freunden können helfen, die Situation zu klären. Auch ein Austausch mit dem eigenen Netzwerk oder einem erfahrenen Sparringspartner bzw. Coach wirkt inspirierend, neue Ideen und Möglichkeiten zu finden. Räumen Sie sich selbst genügend Bedenkzeit ein, um sich zu fokussieren und andere mit einzubeziehen.
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