Stress, Burn-Out und Introvision Coaching – Teil 1

Stress, Burn-Out und Introvision Coaching – Teil 1

Stress, Burn-Out und Introvision Coaching – Teil 1 1024 683 Ulrich Dehner

In schwierigen Zeiten wie diesen erlebt praktisch jeder Stress – doch nicht jeder kommt gleich gut damit zurecht. Wie dieser durch die Situation ausgelöste Dauerstress erlebt und verarbeitet wird, ist stark durch die individuelle Disposition beeinflusst. Diese individuelle Disposition ist jedoch nichts Unveränderliches! Es gibt Mittel und Wege, sich selbst stress-resistenter zu machen. Oder auch die eigene Stress-Resilienz, wie das gern genannt wird, zu erhöhen, um so der Gefahr eines möglichen Burn-Out zu entgehen.

Burn-Out ist im Wesentlichen ein Stress-Phänomen. Und auch wenn nicht jeder durch Stress gleich einen Burn-Out erleidet, ist es hilfreich, dem eigenen Stress auf die Spur zu kommen. Dadurch kann mehr innere Ruhe, Gelassenheit und auch mehr Lebensfreude erreicht werden – selbst wenn die äußeren Bedingungen schwierig sind.

Was macht den äußeren Stress so zermürbend?

Wenn Menschen im normalen beruflichen Alltag mit Stress reagieren, so kann man davon ausgehen, dass das auf alte Muster zurückzuführen ist – auch und gerade, wenn sie viel Arbeit haben. Diese alten Muster sind Alarme, die sich in der Amygdala installiert haben. Die Amygdala ist ein Bereich des Gehirns, der für die emotionale Bewertung und die Wiedererkennung von Situationen, sowie für die Gefahrenanalyse zuständig ist. Meist geschieht das aufgrund von Begebenheiten oder Situationen, die vom Betroffenen, oft in Kindheit oder Jugend, als traumatisch oder bedrohlich erlebt wurden.

Nicht die Menge an Arbeit verursacht bei den meisten den Stress, sondern die Angst davor, es nicht zu schaffen!

Doch auch als Erwachsener kann man etwas erleben, das zur Bildung eines Alarms führt. Im Berufsleben kann das zum Beispiel sein, dass man vom eigenen Chef vor versammelter Mannschaft heruntergeputzt wurde oder dass man das Gefühl hatte, sich vor Kollegen, Kunden oder Vorgesetzten blamiert zu haben. So etwas will man nie wieder erleben, auch nicht das Gefühl des Scheiterns oder Versagens, das vielleicht noch aus Erlebnissen und Erfahrungen von früher stammt.

Deshalb reagieren Menschen unterschiedlich auf äußere Belastungen. Die einen zerbrechen fast daran, während andere fast mühelos auch mit hoher Arbeitsbelastung und schwierigen Situationen klarkommen. In den allermeisten Fällen erleben Menschen deshalb Stress-Belastung oder Burn-Out, weil durch die hohe Arbeitsbelastung bei ihnen innere Alarme anspringen. Menschen, die diese inneren Alarme nicht haben, kommen mit der gleichen Arbeitsbelastung problemlos klar.

Burn-Out ist ein schleichender Prozess

Das ist es, was den Stress so zermürbend macht. Stress entsteht häufiger, weil durch irgendetwas Ängste und Befürchtungen getriggert werden, die gar nicht immer sogleich bewusst sein müssen – und weniger wegen der tatsächlichen Fülle der Aufgaben oder weil die Situation gerade schwierig ist. Das deckt sich mit Untersuchungen von Krankenkassen, die ergeben haben, dass die krankheitsbedingten Ausfälle in der Industrie zunehmend von psychischen Störungen verursacht werden und ein Großteil dieser Störungen wiederum geht auf das Konto von Burn-Out und Stress.

Burn-Out ist jedoch nicht wie ein Schnupfen, der überraschend und über Nacht kommen kann. Burn-Out kündigt sich für gewöhnlich über einen längeren Zeitraum hinweg an, denn es ist ein schleichender Prozess. Es kann zum Beispiel damit beginnen, dass man sich in irgendeiner Form überfordert fühlt, Angst hat, etwas nicht zu packen und deswegen unter einer Art Dauerstress steht. Wenn zu dieser beruflichen Seite womöglich noch häuslicher Stress, welcher Art auch immer, oder Ängste, welche die gegenwärtige Corona-Krise auslöst, hinzukommen, so fallen auch die privaten Erholungsphasen weg. Das bedeutet schließlich, dass der Mensch seine Energie-Speicher peu à peu gegen Null bringt.

Vor allen Dingen, wenn der Stress gar nicht mehr nachlässt, kommen schließlich ganz archaische Reaktionen zum Einsatz. Nämlich Angriff, Flucht – oder, wie man es beim Burn-Out-Syndrom beobachten kann, Erstarren. Der Betroffene ist dann selbst von kleinsten Entscheidungen überfordert – es geht rein gar nichts mehr.

Die Amygdala will nur helfen

Was hat die Amygdala damit zu tun? Vereinfacht gesagt ist es so, dass in der Amygdala die menschlichen Überlebensprogramme beheimatet sind. Wenn der Mensch eine bedrohliche, gefährliche Erfahrung macht, wird diese Erfahrung in der Amygdala gespeichert. Außerdem sorgt die Amygdala dafür, dass der Mensch rechtzeitig gewarnt wird, wenn etwas Bedrohliches auf ihn zukommt. Die inneren Alarme springen immer dann an, wenn der Mensch Anzeichen dafür wahrnimmt, dass irgendetwas sich wieder zu einer so unangenehmen Erfahrung, wie man sie unbedingt vermeiden will, entwickeln könnte. Dabei genügen der Amygdala schon etwa 15 % der Übereinstimmung mit einer erlebten Gefahrensituation oder einem traumatischen Ereignis, um die Ausschüttung jener Stress-Hormone zu initiieren, die den Menschen in einer tatsächlichen Gefahr zu Höchstleistungen befähigen.

Da die Amygdala, die im Stammhirn beheimatet ist, mit ihrer Fähigkeit, Stress-Hormone auszuschütten, sehr, sehr schnell reagieren können muss, um das Überleben des Menschen zu sichern, ist es unmöglich, mit bewusstem Nachdenken gegen „irrationale“ Ängste anzukommen. Das bewusste Nachdenken passiert im Großhirn, und das ist einfach zu langsam, um quasi instinktive Reaktionen noch stoppen zu können. Wenn der Alarm in Gang gesetzt ist, dann läuft er ab. Das heißt, die Amygdala reagiert sehr schnell, und die Stress-Hormone tun ihre Wirkung, noch bevor das Großhirn des Menschen Zeit hatte zu registrieren, dass gar keine Gefahr vorhanden ist.

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Introvision-Coaching als Schlüssel zur nachhaltigen Stressbewältigung

Menschen, die unter Stress-Belastung leiden, drücken das häufig mit dem Bild „Ich stehe total unter Druck“ aus. Wir verwenden gern das Bild des Dampfkochtopfs, um zu beschreiben, wo der Unterschied zwischen den herkömmlichen Maßnahmen gegen Stress und Introvision-Coaching liegt. Herkömmliche Maßnahmen wie Jogging oder überhaupt Bewegung, gute Ratschläge zu Lebensführung und Ernährung etc. sind das Ventil, das sich öffnet, um den Druck abzulassen, damit einem der imaginäre Topf nicht um die Ohren fliegt. Die genannten Maßnahmen sind Stress-Abbau – aber keine Stress-Prävention!

Mit Introvision-Coaching jedoch wird die Herdplatte abgestellt: In Zukunft ist der Dampf raus! Das heißt, eine bis dato stressige Situation löst keinen Stress mehr aus, weil kein innerer Druck mehr entsteht. Die Introvision wurde vor etwa zwanzig Jahren an der Uni Hamburg entwickelt, um genau solche Alarm-Reaktionen, wie sie oben geschildert wurden, in den Griff zu bekommen. Ursprünglich sollte damit der große Stress, den Lehrer erleben, bewältigt werden. Nicht über Nachdenken, nicht über den „Beschluss“, ganz ruhig und entspannt zu bleiben, sondern durch eine geniale Technik, die den Alarm löscht.

Sachliche Problemanalyse

Die inneren Stressoren zu „entschärfen“, zu verstehen, was die inneren Alarme triggert und diese Alarme zu löschen, das ist die Hauptarbeit im Introvision-Coaching. Sie ist eine auf meditativen Achtsamkeitstechniken beruhende Methode, inneren Druck dauerhaft aufzulösen.

Erfahrungen mit Klienten bestätigen, dass Introvision im Coaching hervorragende Ergebnisse bringt. Als Beispiel sei nur kurz der Fall eines Managers angeführt. Dieser leitete ein wichtiges Projekt, das ihn sowohl fachlich als auch bezüglich der Rahmenbedingungen bis an die Grenze gefordert hat. Als er ins Coaching kam, war sein Zustand sehr angespannt und er konnte nachts kaum noch schlafen. So sehr wurde er von Gedanken an das Projekt umgetrieben und an den Wochenenden überfielen ihn regelmäßig Panikattacken.

Nach den ersten anderthalb Stunden mit Introvision konnte er zu seiner Überraschung anschließend wieder gut schlafen und die Panikattacken endeten. Zwar beschäftigte er sich immer noch mit den Schwierigkeiten seines Projektes, aber auf eine rationale Art und Weise. Sein gesamtes inneres System befand sich nicht mehr im Alarmzustand und er konnte im Sinne einer sachlichen Problemanalyse mit der Situation umgehen.

Lesen Sie hier weiter: Stress, Burn-Out und Introvision Coaching – Teil 2

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[Bildnachweise: © iStock – VioletaStoimenova / Fotolia – gorodenkoff]

Ulrich Dehner

Ulrich Dehner ist Diplom-Psychologe und Geschäftsführer der Dehner Academy. Er ist seit über dreißig Jahren als Trainer und Coach aktiv und Gründungs- und Vorstands-Mitglied des DBVC (Deutscher Bundesverband für Coaching).

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