Welches Mindset sollten Führungskräfte im Post-Corona-Rennen mitbringen?

Welches Mindset sollten Führungskräfte im Post-Corona-Rennen mitbringen?

Welches Mindset sollten Führungskräfte im Post-Corona-Rennen mitbringen? 1024 619 Christian Lindner

Mit Jahrzehnten an Erfahrung im Umfeld von Senior Executives haben meine Kollegen und ich schon viele Veränderungen in den Spitzenpositionen von Unternehmen gesehen und zum Teil auch sehr aktiv mitbegleitet. Das aktuelle Bild in deutschen Unternehmensführungen ist allerdings auch für uns ein Neues.

Selten war die Lage so angespannt, wie es aktuell den Anschein hat.

Nachdem sich in den Vorstandsetagen viele Entscheider monatelang auf den Restart vorbereitet haben, stellen wir nun immer häufiger in Gesprächen fest, dass man mit geschmiedeten Plänen und fertigen Strategien sozusagen auf „gepackten Koffern“ sitzt. Dabei ähnelt diese Situation, ganz im Sinne der kürzlich zu Ende gegangenen Olympischen Sommerspiele, einem Leichtathletik-Wettkampf, bei dem die Teilnehmer den Startschuss erwarten, um nicht als Fehlstarter disqualifiziert zu werden. Schließlich könnte ein zu eiliges Starten in das Post-Corona-Rennen auch den wirtschaftlichen Untergang bedeuten. Selten war die Lage so angespannt, wie es aktuell den Anschein hat. Aus den uns geschilderten Strategien und Konzepten sind mittlerweile deutliche Strömungen erkennbar.

Die Holzhammer-Methode

Dabei scheinen grundsätzlich zwei Konzepte auf dem Tisch, oder besser in der Schublade zu liegen. Das eine Konzept davon könnte man vereinfacht mit dem Wort Holzhammer-Methode beschreiben. Hier zählt offenbar „je einfacher desto besser“ als die treibende Devise. Von Ausdünnen des Netzes, massivem Abbau oder radikalem Sparkurs ist da oft die Rede.

Die wirtschaftliche Situation ist hier überwiegend durch eine schrumpfende Marktposition gekennzeichnet und auch die betroffenen Branchen sind ein scheinbar eng umschlossener Kreis an Auserwählten. In diesen Teilen der Wirtschaft wird es sicher in den vor uns liegenden Quartalen einige – auch ungewollte – Veränderungen geben, so viel ist sicher. Kurzum, wer jetzt in Schieflage gekommen ist, der wird Handeln müssen.

Das Skalpell als feines, effizientes Werkzeug?

Ärztin mit Skalpell

Das andere Konzept, welches uns bei unserer täglichen Arbeit begegnet, scheint eher die feine Klinge, ähnlich einem Skalpell, zu bevorzugen. Meist aus einer gefestigten Marktsituation heraus, wird dabei Einzelnen im Unternehmen unterstellt, den notwendigen Weg nicht mitgehen zu wollen – oder zu können. Hier verspricht man sich oftmals, dass die Veränderung an der Spitze derart große Strahlkraft hat, dass sich dadurch die gewünschte Kurswende einleiten ließe. Auch hier werden die nächsten Monate zeigen, wer dabei auf das richtige Pferd gesetzt hat.

Unabhängig von der Wahl der Strategie lässt sich allerdings festhalten: für viele Unternehmen scheinen bewegte Zeiten bevorzustehen – gerade wenn Veränderungen in Spitzenpositionen mit neuer Expertise verbunden werden sollen. Es bleibt spannend, wann der erste den Startblock verlässt und damit das Rennen für die anderen Marktteilnehmer startet.

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Hilfe zur Selbsthilfe: Was hilft mir eigentlich weiter?

Oft geht es um ein „entweder… oder“, also entweder sparen, oder investieren. Auch wenn es starken Charakteren in der Regel schwerfällt, sich in Kompromissen wiederzufinden, so ist das „entweder… oder“ vermutlich nicht die adäquate Lösung für die vor uns allen liegenden Gemengelage. Das gezielte Einsetzten von Rasenmäher, Nagelschere und Dünger ist vermutlich angebrachter.

Ich würde an dieser Stelle also gern einen Gegenentwurf zu den oben geschilderten Strategien ins Feld führen. Meiner Ansicht nach ist es immer eine bessere Wahl, sich ausgewogen und situativ einer Herausforderung zu stellen. Dabei ist manchmal auch partiell der Holzhammer erforderlich, an anderer Stelle aber eher das Skalpell. Die zentrale Frage hier sollte dabei nicht lauten, wer kann uns helfen, sondern muss meiner Ansicht nach lauten: „Was hilft mir?“

Dabei wird man vermutlich über Dinge wie fehlende Kompetenzen, Ausstattung oder Mentalitäten stolpern. Die Lösung dieser diversen Defizite ist ebenso divers und muss in jedem Einzelfall auch einzeln beantwortet werden. Den einen Knopf, um eine neue Richtung einzuschlagen, den wird man wohl vergebens suchen. Nur wer sich hier diesen Problemen mit Bedacht widmet und individuelle Lösungen erarbeitet, der wird am Ende als Gewinner durch Ziel gehen.

Fazit: Topmanager müssen zu Vordenkern werden

Was bedeutet dies für das Mindset von Senior Executives? Die vor uns Allen liegenden Zeiten werden Herausforderungen mit sich bringen, auf die es keine einfachen Antworten gibt und die man nicht mit althergebrachten und kopierten Konzepten bewältigen kann. Der Senior Executive der Zukunft wird ein sehr guter Zuhörer, ein Macher, ein Fragensteller, ein Entwickler und natürlich ein „Überblicker“ sein müssen. Wenn Sie also einen solchen Menschen schon bei sich im Unternehmen haben, halten Sie an diesem Menschen fest, es wird sich für Sie lohnen.

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[Bildnachweise: © iStock – PeopleImages / Nastasic]

Christian Lindner

Christian Lindner ist Director Senior Relations bei The Boardroom, dem von Rundstedt-Beratungsbereich für Topmanager.

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