Digitales Zeitalter: Wie viel IT-Wissen müssen Topmanager heute mitbringen?

Digitales Zeitalter: Wie viel IT-Wissen müssen Topmanager heute mitbringen?

Digitales Zeitalter: Wie viel IT-Wissen müssen Topmanager heute mitbringen? 1024 683 Bernhard Mittasch

Augmented Reality, Artificial Intelligence und Digitale Transformation sind nur einige Schlagwörter, an denen sich die jüngsten Entwicklungen auf den internationalen Märkten festmachen lassen. Digitale Geschäftsmodelle spielen in allen Unternehmensbereichen eine immer wichtigere Rolle. Digitales Know-how wird zur Kernkompetenz. Doch wie sieht es in den Chefetagen der Unternehmen aus? Wie viel IT-Wissen müssen Senior Executives heute mitbringen? Und welche Strategien unterstützen den Wissenstransfer positiv?

Digitale Anpassungen sind für Schnellboote wie Start-ups einfacher zu bewerkstelligen, als für schwergewichtige Tanker.

Innovation und Veränderung in Angriff nehmen

Digitale Kompetenzen bekommen in Hinblick auf die Innovationsentwicklung zunehmend strategische Bedeutung. Um heute einen Wettbewerbsvorsprung zu erlangen, müssen Unternehmen mit der Geschwindigkeit der Märkte Schritt halten können. Die Digitalisierung aller Prozesse ist der Schlüssel, um dieses Ziel zu erreichen.

Unternehmen, die mit schwankender Kundenloyalität, zunehmender Geschwindigkeit, disruptiven Prozessen und immer kürzer werdenden Produktzyklen mithalten wollen, müssen tiefgreifende, strukturelle Veränderungsprozesse in Angriff nehmen. Dabei ist der Weg zu vollständig digitalisierten Wertschöpfungsnetzwerken, vor allem in größeren Unternehmen, aktuell noch weit. Aber: Jedes zweite deutsche Unternehmen stellt sich mittlerweile diesen Herausforderungen.

Digitale Kompetenzen bekommen in Hinblick auf die Innovationsentwicklung zunehmend strategische Bedeutung.

Digitalisierung als strategische Aufgabe im Topmanagement

Die Digitalisierung eines Unternehmens ist nicht ausschließlich Aufgabe von IT-Spezialisten, sondern in erster Linie Chefsache. Tiefgreifende Entwicklungen wie diese müssen ganz oben angestoßen werden, gerade weil die damit verbundenen Veränderungen enorm geschäftsrelevant sind. Ohne konkrete Vorgaben und Ziele kann die Suche nach neuen, geeigneten Organisationsmodellen für das digitale Zeitalter nicht zielführend verlaufen. Hier herrscht bei vielen Unternehmen dringender Handlungsbedarf. Denn: Je starrer ein Organisationsmodell und je traditioneller die Zusammenarbeitsmodelle sind, desto schwieriger wird die Umsetzung eines Digitalisierungsmodells. Insbesondere drei Faktoren gelten hierbei als erfolgskritisch:

  1. Das Kompetenzprofil und die Veränderungsbereitschaft der Mitarbeiter
  2. Die Geschwindigkeit der Umsetzung
  3. Die Komplexität der Organisation sowie das Maß an Fehlertoleranz

Die genannten Erfolgsfaktoren haben also zentral mit der Unternehmenskultur zu tun – und nicht ausschließlich mit technologischen Fragestellungen der IT-Infrastruktur. Die IT verändert sich sukzessive – der damit einhergehende kulturelle Wandel benötigt jedoch oft mehr Zeit. Unternehmensweite Veränderungen in den Aufgaben- und Verhaltensprofilen der Mitarbeiter ändert man nicht binnen kürzester Zeit. Darum ist es wichtig, dass das Topmanagement die Kompetenzen und die Veränderungsbereitschaft der Belegschaft richtig einschätzen kann, um daraus die richtigen Maßnahmen abzuleiten.

Die digitale Entwicklung eines Unternehmens ist Chefsache.

Ein neuer Führungsstil im digitalen Zeitalter: Die agile Führung

Grundlegende Veränderungsprozesse, wie sie die digitale Transformation notwendig machen, und hierarchische Organisationsstrukturen sind grundsätzlich schwer miteinander vereinbar. Mit Beginn des digitalen Zeitalters lässt sich darum beobachten, dass sich neue, dynamischere Führungsstile durchsetzen. Die agile Führung ist ein Konzept, bei dem Mitarbeiter mehr Verantwortung tragen und starre Strukturen abgelöst werden. Kleinere Unternehmen und Start-ups können Veränderungen dieser Art leichter vollziehen als Großunternehmen und Konzerne.

Im Zuge dessen erhalten neue Skills in der Topmanagement-Liga eine immer größere Bedeutung – Schlagwörter wie agile Entwicklung, DevOps und Design Thinking spielen hierbei eine Rolle. Als eine Übergangsstrategie veranlassen einige Unternehmen, dass einzelne, besonders innovative Bereiche oder Abteilungen ausgelagert werden.

Wie generieren Unternehmen digitales Know-how?

Viele Unternehmen können die notwendigen digitalen Kompetenzen nicht aus eigenen Kräften aufbauen. Mögliche Lösungsansätze könnten wie folgt aussehen: Sie kaufen gezielt externes Know-how zu Digitalisierungsstrategien ein. Oder, um es nachhaltiger zu gestalten: Sie holen externe Beraterfirmen und Dienstleister ins Unternehmen, um selbst digitales Wissen zu erlangen, das in die zukünftige Wertschöpfungskette passt. So bringen Sie neues Wissen in die Organisation und können es gezielt weiterentwickeln.

Strategien für den Wissenstransfer

Digitales Know-how ist auch im Bereich der Geschäftsführung notwendig. Aktuell haben sich folgende Strategien bewährt:

  1. Persönliches Coaching durch „digitale Gurus“, die Topmanager begleiten und diese in entsprechenden Situationen mit dem nötigen Wissen versorgen.
  2. Die Besetzung von Beiräten und Aufsichtsräten mit Kandidaten, die über digitales Know-how verfügen.
  3. Topmanager sammeln Erfahrungen direkt im Silicon Valley oder laden erfolgreiche CEOs und Firmengründer der Tech-Konzerne als Keynote Speaker zu Management Meetings ein.
  4. Abwerben oder Rekrutierung von Talenten mit IT-Know-how für die Vorstandsebene oder in Form einer Task Force, die an den Vorstand berichtet.

Sie müssen kein „Digital-Guru“ werden, aber die Bereitschaft sich digitales Know-how anzueignen, wird in Zukunft immer wichtiger!

Topmanager in den sozialen Medien

Längst ist es kein Ausnahmefall mehr, dass Topmanager in den sozialen Medien präsent und aktiv sind. Dabei lässt sich prinzipiell unterscheiden, ob Manager als (Privat-)Personen bei LinkedIn & Co. auftreten oder als Repräsentant ihres Unternehmens. Insbesondere Letzteres eignet sich sehr gut zur Vermarktung neuer Produkte oder Dienstleistungen aus kommunikationsstrategischer Unternehmenssicht. Die Follower erfahren in den sozialen Netzwerken aus erster Hand, welche neuen Entwicklungen es gibt und erhalten zusätzliche Informationen zum Unternehmen.

Das sorgt einerseits für eine hohe Glaubwürdigkeit und Authentizität und ist andererseits auch ein wichtiges Signal an die nachfolgende Generation. Nicht zu vergessen, welches Potential die sozialen Netzwerke in der Rekrutierung von Nachwuchstalenten bieten: Sie holen die Digital Natives genau dort ab wo sie stehen und steigern zudem die Attraktivität ihres Unternehmens. So lässt sich die Digitalisierung durchaus als Generationenaufgabe verstehen, deren Verlauf und Ausgang immer mehr Fahrt aufnimmt. Die jungen Nachwuchstalente verfügen über einen hohen Fundus an digitalem Know-how und stellen für Unternehmen eine wichtige Ressource dar, um die digitale Transformation erfolgreich zu meistern.

Die Digitalisierung wird zur Generationenaufgabe.

Klug ist, wer trotzdem vorausdenkt

Topmanager brauchen sich zwar auf absehbare Zeit kein tiefgreifendes IT-Expertenwissen aneignen, um ihre Unternehmen erfolgreich ins digitale Zeitalter zu führen. Aber ein ausgezeichnetes Netzwerk und exzellente Kenntnisse der Zukunftschancen der Märkte werden immer wichtiger. Um die anstehenden Herausforderungen und strategischen Aufgaben zu meistern sind Sie gut beraten, externes Wissen über Digitalisierung mit eigens erworbenem Wissen zu kombinieren. Wichtig ist, die zögerliche Haltung gegenüber der digitalen Welt schnellstmöglich abzulegen.

[Bildnachweis: © gettyImages.com / monsitj]

Bernhard Mittasch

Bernhard Mittasch ist Director Senior Relations bei The Boardroom, dem von Rundstedt Beratungsbereich für Top-Manager.

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