Führung ist Kunst

Führung ist Kunst

Führung ist Kunst 1024 684 Rudolf X. Ruter

Unternehmerische Führung ist die Kunst, Menschen zu überzeugen und sie zur Gefolgschaft einzuladen, sodass sie freiwillig das tun, was ich, die Führungskraft, für das Richtige für mein Unternehmen halte. Also nicht ich ‚mache’ mich zum Führer, sondern meine Mitarbeiter entscheiden, ob ich ein Führer ‚bin’.  Nicht ich ‚erschaffe’ ein erfolgreiches und nachhaltiges Unternehmen, sondern meine Kunden ‚entscheiden’, ob meine Produkte kauffähig sind. Und wie in Analogie zum deutschen Maler Paul Klee (1879–1940) „Kunst nicht das Sichtbare wiedergibt, sondern sichtbar macht“ spiegelt ‚Führung nicht das Sichtbare wieder, sondern macht die gelebten Tugenden und Sünden der Führungskraft sichtbar’. Fassadenmanagement und Bühnenstücke werden heutzutage als solche sofort entlarvt.

„Management ist Handwerk und Führung ist Kunst.“

Führung ist der Lackmustest der inneren Sinn- und Werte-Orientierung und des eigenen Moralkompasses. Bei der Ausführung von Führungsverhalten kann nur sehr schwer versteckt, simuliert und vorgegaukelt werden. „Kunst kommt von können, nicht von wollen, sonst müsste es ja Wunst heißen!“ wusste schon der deutsche Komiker Karl Valentin (1882–1948).

Führung ist Kunst und kein Handwerk

Management ist Handwerk und Führung ist Kunst. Manager und Führer (=Leader) wollen beide auf eigenes und fremdes Handeln einwirken. Der Manager bedient sich dabei vor allem seiner technischen Fähigkeiten und der Leader eher seiner persönlichen Fähigkeiten. Managen ist somit eine Technik und Führen ist eine Kunst. Der Manager ist ‚Ich’-bezogen und der Leader denkt in ‚Wir’-Kategorien. Er sieht eher seine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Mittelpunkt.

Manager ‚verführen’ gelegentlich und Leader ‚führen’ im Sinne eines ‚Anführers’, der vorweg schreitet. Oder wie es im Englischen heißt „When I talk to Managers, I get the feeling that they are important. When I talk to Leaders I get the feeling that I am important”. Jeder einzelne Verantwortungsträger muss sich also fragen, ob er eher eine Führungspersönlichkeit oder ein Manager ist! Anbei ein paar selektive Stichworte zum Unterscheiden:

Ein Manager oder Boss ist ein Problemlöser, während ein Führer oder Leader richtungsweisend agiert. Während der Manager praktische Verantwortung übernimmt, trägt der Führer für strategische Verantwortung. Der Manager kann problemlos als Macher bezeichnet werden, während der Führer eher als Unternehmer charakterisiert werden kann. Zudem denkt der Manager nach, während ein Führer vordenkt.

Manager sind Spezialisten, Führer hingegen Generalisten. Daher rührt auch der Überlebensinstinkt, den man Managern zuschreiben kann. Führer sind deutlich risikofreudiger. Ein Manager konzentriert sich außerdem viel stärker auf Dinge, während ein Führer den Menschen im Blick hat. Ein weiterer grundlegender Unterschied findet sich in der Art und Weise, wie Manager und Führer arbeiten: Manager wollen immerzu Dinge richtig machen und achten dabei auf Effizienz. Ein Führer hingegen will die richtigen Dinge tun und achtet dabei auf Effektivität.

Bin ich ein Manager oder Leader?

Caucasian casual businessman is working on his desk.

In der Regel verläuft eine betriebliche Karriere über verschiedene Stufen und Ebenen, die teils fließend bzw. parallel auftreten. Vom Mitarbeiter zum Sachbearbeiter, vom Gruppenleiter zum Abteilungsleiter, vom Prokuristen zum ‚B-Direktor’, und vom ‚A-Direktor’ zum Geschäftsführer, vom Vorstand zum Vorstandsvorsitzenden und als Krönung der lebenslangen Verdienste die Berufung zum Beirat oder Aufsichtsrat. Eine der zentralen Fragen auf einem jeden Karriereweg lautet: Bin ich im Kern ein Handwerker bzw. ein Manager, ein Vorstand oder eher eine Führungskraft.

Leider zeigt die Praxis, dass nicht alle Manager oder Vorstände eine Führungspersönlichkeit sind. Es gibt einen klaren Unterschied zwischen Management und Leadership. Mit der Erkenntnis: „Manager und Leader sind völlig verschiedene Typen. Sie unterscheiden sich in ihrer Motivation, ihrer Biographie und in ihrer Art zu denken und zu handeln“ hat Harvard-Professor Abraham Zaleznik (1924 – 2011) damit bereits 1977 eine große Debatte über die Vor- und Nachteile der beiden Typen ausgelöst.

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Führung macht sichtbar

Der deutsche Philosoph und Komponist Theodor W. Adorno (1909–1969) sagte einmal: „Kunst hat heutzutage die Aufgabe, Chaos in die Ordnung zu bringen“. Noch schlimmer definierte es der US-amerikanische Schriftsteller Norman Mailer (1923–2007): „Kunst als Bedürfnis zu erschrecken“. Vielmehr sollte Kunst als Motivation und Anregung basierend auf einer tugendhaften Sinn- und Werteorientierung gesehen werden. Führungsdenken schließt heutzutage Moral, Ethik und Nachhaltigkeit als selbstverständlich mit ein. Auch wenn der irische Schriftsteller Oskar Wilde (1854–1900) schon wusste: „Nichts ist unglaubwürdiger als die Wahrheit“.

Die Erwartungen der geführten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gehen über vertrauensbildende Maßnahmen und verbale Absichtserklärungen weit hinaus. Anspruchsvolle und gelebte Ethik ist gefragt. Führung als Kunst, die nicht das Sichtbare wiedergibt, sondern die den inneren Charakter und die ehrbare Persönlichkeit der Führungskraft erkennbar macht. Führungsverhalten mit dem Ziel, nicht nur die ethischen Dinge zu tun, sondern alle Dinge ethisch zu tun. Nur dann akzeptieren mich meine Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter als Führer.

Das ist kein Handwerk. Das ist Kunst.

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[Bildnachweise: © iStock – Anton_Sokolov / pinstock]

Rudolf X. Ruter

Rudolf X. Ruter ist Diplom-Ökonom, Wirtschaftsprüfer und Steuerberater. Er verfügt über eine knapp 40-jährige Erfahrung auf den Gebieten Prüfung und Beratung von internationalen, nationalen Unternehmen als auch von Familienunternehmen und Unternehmen der öffentlichen Hand sowie von Non-Profit-Organisationen. Er ist Experte auf dem Gebiet der Nachhaltigkeit und (Public) Corporate Governance, dem Aufbau und der Durchführung von Interner Revision sowie für interne Kontroll-, Risiko- und Reputationsmanagementsystemen. Nach seiner Tätigkeit als Gesellschafter und Geschäftsführer bei Arthur Andersen baute er als Partner bei Ernst & Young den Geschäftsbereich Nachhaltigkeit in Deutschland auf und leitete diesen bis 2010. Ruter war von 2008 bis 2013 Leiter des Arbeitskreises ‚Nachhaltige Unternehmensführung‘ in der Schmalenbach-Gesellschaft für Betriebswirtschaft e. V.

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