Topmanager auf Jobsuche und die Angst vor dem schwarzen Loch

Topmanager auf Jobsuche und die Angst vor dem schwarzen Loch

Topmanager auf Jobsuche und die Angst vor dem schwarzen Loch 1024 512 Claus Verfürth

Topmanager, die gewollt oder ungewollt ihre Position wechseln, stehen vor einer großen Herausforderung. Von einem vollständig durchorganisierten Tag kommen sie in einen Zustand, in dem sie sehr viel mehr Zeit zur Verfügung haben. Viele fürchten sich vor dieser Zeit, auch weil sie unangenehme Fragen aufwirft. Um nach dem Jobverlust nicht abzustürzen, können Sie sich aber mit einer einfachen Strategie wappnen und so gestärkt aus der schwierigen Situation hervorgehen. So lässt sich die Zeit zwischen zwei Positionen als Chance verstehen und nutzen.

Überwinden Sie den Schock

Die Veränderungen, die der Jobverlust mit sich bringt, sind für viele Topmanager schwer zu ertragen. Nicht umsonst ist in solchen Fällen von einem „schwarzen Loch“ die Rede. Eben noch waren Sie mit einer täglichen Auslastung von weit über 100 Prozent im Job erfolgreich und von jetzt auf gleich fallen sie auf 0 Prozent herunter. Besonders in den Fällen, in denen eine Kündigung überraschend kommt, müssen die freigestellten Führungskräfte zunächst den Schock überwinden. Nehmen Sie sich dafür ruhig etwas Zeit um dies zu verarbeiten, danach sollten Sie aber gleich wieder loslegen und Ihre nähere Zukunftsplanung in angriff nehmen.

Ziehen Sie Kraft aus Ihrem privaten Umfeld

Für viele Topmanager ist Verlieren keine Option – umso härter trifft es sie, mit ihren eigenen Misserfolgen konfrontiert zu werden. In einigen Fällen ziehen sich ehemalige Topmanager deswegen aus allen öffentlichen Ämtern in die Privatsphäre zurück.

Wie oft haben Sie sich in der Vergangenheit nach mehr Zeit für sich gesehnt, um endlich all die Dinge zu tun, zu denen man neben dem Beruf nie kommt? In ungewollten Umbruchphasen jedoch fehlt nicht die Zeit, sondern der Ansporn. Dabei können Sie genau jetzt ihr hohes Energielevel – zum Teil – auf die Familie und ihr privates Umfeld verteilen. Allerdings sollten Sie sich nicht verkriechen. Wichtig ist, dass Sie am Ball zu bleiben und Ihre Möglichkeiten auszuloten.

Wer sich und seine Persönlichkeit nicht ausschließlich über den Beruf definiert, kann Verluste besser verkraften.

Interim-Management als Zwischenlösung

Ihnen stehen nun viele Türen offen, Sie müssen Sie nur öffnen. Eine Möglichkeit, die Zeit zwischen zwei Positionen aktiv und produktiv zu nutzen, sind Interim-Mandate. Diese werden branchenübergreifend aufgrund aktueller Entwicklungen wie der Digitalisierung/IT/Industrie 4.0 sowie der Internationalisierung stark nachgefragt. Kurzfristig und zeitlich begrenzt werden hier enorme Leistungen erwartet – ideal also, um der Gefahr eines Absturzes zu entgehen. Da die Anforderungen an Interim-Manager sehr hoch sind, setzen diese Stellen jedoch auch ein gewisses Maß an Stabilität voraus und sollten nicht im Moment einer persönlichen Krise angetreten werden.

Networking ist entscheidend für den weiteren Karriereweg

Mit der Schlüsselübergabe fürs Büro fallen gleichzeitig auch wichtige Kontakte weg – vor allem solche, die positionsbedingt Teil des eigenen Netzwerks waren. Viele Topmanager, die nach dem Verlust ihrer Position alte Kontakte erneuern und neue knüpfen, erleben sich anschließend in der Rolle eines Bittstellers. Dabei kann Networking gerade in dieser Situation karriereentscheidend sein. Wer aktiv Networking betreibt, kann diesem Gefühl etwas entgegensetzen und sich der eigenen Stärken bewusstwerden.

Aufgrund der tiefgreifenden Einsichten in ihre Branchen, sind Führungskräfte gern gesehene Redner bei Kongressen und Konferenzen. Als Topmanager auf Jobsuche sollten sich darum Zeit einplanen, um Veranstaltungen, Tagungen und Workshops zu besuchen. So gewinnen Sie nicht nur neue Kontakte hinzu, sondern auch neue Einsichten und neue Ideen für den zukünftigen Karriereweg.

Der beste Schutz vor dem Absturz: Selbstkomplexität

Rekrutierung von Top-Führungskräften

Sichtbar werden – ohne aufdringlich zu sein

Topmanager sind außergewöhnliche Persönlichkeiten und verfügen über Eigenschaften, die sie von der Masse abheben. Die gleichen Eigenschaften, die ihnen in Spitzenpositionen helfen, können jedoch zum Problem werden, wenn sie ihren Posten verlieren. Die schmerzhafte Erkenntnis in dieser Situation ist, dass die eigene Persönlichkeit nicht immer ursächlich für den eigenen Erfolg war.

In einer gemeinsam mit der Hochschule Fresenius und der HPO Research Group durchgeführten Studie zu diesem Thema, konnten wir nachweisen, dass Selbstkomplexität eine zentrale Schutzfunktion bei tiefgreifenden Rückschlägen erfüllt. Wer sich und seine Persönlichkeit nicht ausschließlich über den Beruf definiert, kann Verluste deutlich besser verkraften.

Die Krise als Chance

Wenn die Leitplanken des Unternehmens fehlen und Manager auf einen Schlag auf sich alleine gestellt sind, bleibt oft nur ein eigenartiges Gefühl von Leere und Strukturlosigkeit. Gleichzeitig ist weiterhin ein hohes Level an Energie vorhanden, dass es zu kanalisieren gilt. Dies fällt umso schwerer, weil es sich in der Regel um eine völlig ungewohnte Situation und oftmals erstmaligen Erfahrung handelt.

„Man muss die Fragen klären: Wer bin ich, was will ich, was kann ich? Was macht mich einzigartig und wie kann ich das einsetzen?“

Krisen, die durch Jobverlust ausgelöst werden, sind eine Möglichkeit zur Neujustierung, Korrektur, Selbsterkenntnis und Weiterentwicklung. Topmanager, die Umbruchsituationen erfolgreich meistern, können sich selbst, die eigenen Wertsetzungen, Bedürfnisse und Ziele anschließend sehr viel besser einschätzen. Niemand kann sich perfekt auf einen Absturz vorbereiten. Wem es jedoch gelingt, die Krise als Chance zu begreifen, geht gestärkt und oft zufriedener als zuvor aus ihr hervor.

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Claus Verfürth

Claus Verfürth ist Managing Director und Partner bei The Boardroom, dem von Rundstedt Beratungsbereich für Top-Manager.

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