Einsam an der Spitze

Einsam an der Spitze

Einsam an der Spitze 1024 504 Claus Verfürth

Für die meisten CEOs ist „einsam an der Spitze“ kein Klischee, sondern ernüchternde Realität. Die im Juli 2013 veröffentlichte Studie der Stanford Graduate School brachte ans Licht: Der Bedarf an persönlicher Begleitung auf Executive Level ist groß. Fast alle der 200 befragten Entscheider hatten zwar prinzipiell Interesse an einem Coaching. Zwei Drittel von ihnen gaben jedoch an, keinerlei externe Hilfe in Anspruch zu nehmen.

Einen persönlichen Sparringspartner in Form eines Beraters oder Coachs zu haben, kann enorm hilfreich sein. Er kann Sie dabei unterstützen, sich selbst besser wahrzunehmen, Ihre persönlichen Stärken besser zu nutzen, blinde Flecken zu reduzieren und Lösungen in schwierigen Entscheidungssituationen zu erarbeiten.

Je höher in der Hierarchie, desto isolierter

Mit dem hierarchischen Aufstieg in Führungspositionen kann die gefühlte Isolation zunehmen. Mit der Einsamkeit an der Spitze befasst sich auch die ARD-Reportage „Einsame Spitze – Top-Manager am Limit“ aus März 2016, auf die ich kürzlich gestoßen bin. Ein Zitat aus der Reportage beschreibt in meinen Augen sehr deutlich, was Top-Manager bewegt: „Am Ende des Tages in den wichtigen Entscheidungen besteht die Einsamkeit vor allem darin, dass du derjenige bist, der die Entscheidung zu treffen und zu verantworten hat – und da hilft dir niemand.“ Umso wichtiger sind Austauschmöglichkeiten für Top-Manager abseits des Unternehmens, um Ängste aussprechen und mögliche Lösungswege diskutieren zu können. Es gibt durchaus Top-Entscheider, die mit einem Sparringspartner an ihrer Seite gar keine bestimmte Zielsetzung verfolgen. Vielmehr schätzen sie die regelmäßigen, strukturierten und vertrauensvollen Gespräche.

Top-Manager brauchen Austauschmöglichkeiten abseits des Unternehmens.

Sehen Sie dazu die ARD-Dokumentation „Top Manager am Limit“

Skepsis vor dem Executive Coach

Dass zwei Drittel der befragten Entscheider laut Studie der Stanford Graduate School keine Hilfe in Anspruch nehmen, mag daran liegen, dass es heute immer noch Vorbehalte in Richtung von Coachings bzw. Coaches auf oberen Ebenen gibt. Das liegt zum einen daran, dass Top-Manager einen solchen Austausch immer noch als „ich mache etwas falsch – also muss mir jemand helfen“ ansehen. Zum anderen besteht häufig auch Unklarheit darüber, wer ein geeigneter Coach sein kann. Wem kann ich mich anvertrauen, welche Erfahrungen bringt der Coach mit und inwieweit kennt er sich überhaupt im meinem Umfeld oder auf meiner Entscheiderebene aus?

Der richtige Sparringspartner

Oft verfliegt die Skepsis, wenn bei der Auswahl potenzielle Coaches zur Verfügung stehen, die ein Verständnis für die Herausforderungen an einen Executive mitbringen. Dies kann nach meiner Erfahrung nur dann vorhanden sein, wenn der Coach auch selbst schon einmal in einer vergleichbaren Rolle war. Bei Executive Coaching geht es vielfach nicht nur um die Entwicklung von neuen oder differenzierten Blickwinkeln. Stattdessen ist ein neutraler Partner gefordert, der neben dem Verständnis vor allen Dingen auch als Vertrauter gilt, dem sich der Manager fernab von innerbetrieblichen „politischen Spielen“ tatsächlich öffnen kann. In vielen Unternehmen ist dies meist nicht mehr möglich im Kreise der verantwortlich handelnden Personen.

Bei Executive Coaching geht es nicht nur um die Entwicklung von neuen Blickwinkeln.

Wie immer aber gilt bei der Auswahl des Coaches, dass er für den Coachee bedeutsam sein muss. Der Coach muss eine Mischung mitbringen aus „sich in die Situation hineinversetzen“ können, die richtigen Fragen stellen, aber auch konkrete Anstöße liefern, in welche Richtung Themen weiterentwickelt werden können. Vor diesem Hintergrund steckt hinter einem guten Coach auf dieser Ebene auch immer ein geschickter Berater.

Begleitung in der beruflichen Neuorientierung

Auch in Phasen der beruflichen Neuorientierung erleben Top-Manager eine gefühlte Isolation. Da sich viele Senior Executives noch nie aktiv um eine Position bemühen mussten, sehen sie sich einer Situation gegenüber, die sie nur schwer mit ihrem Selbstbild vereinbaren können.

Der Austausch mit externen Ratgebern wird in dieser Phase immer wichtiger. Schließlich geht es längst nicht mehr nur um die reine Arbeitssuche, sondern um komplexere Fragen, wie die nach den eigenen Werten und Zielen: Was ist mir wichtig? Wo liegen meine Stärken? Was möchte ich erreichen? Professionelle Karriereberater bieten diese Expertise und liefern durch individuelles Coaching oder durch die konkrete Hilfe im Bewerbungsprozess Erfolg versprechende Unterstützung.

Fazit

Lange Zeit habe ich erlebt, dass Manager die Beratung oder ein Coaching als Zeichen von Schwäche verstanden. Das hohe Interesse an unserer Karriereberatung zeigt mir deutlich, dass sich diese Wahrnehmung langsam verändert. Der Manager von heute muss deutlich vielfältigere Kompetenzen und Anforderungen erfüllen, die Welt dreht sich immer schneller. Eine Begleitung durch einen Executive Coach oder Berater ist elementar für Führungskräfte, um den Anforderungen an die Position auch morgen noch gewachsen zu sein.

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Claus Verfürth

Claus Verfürth ist Managing Director und Partner bei The Boardroom, dem von Rundstedt Beratungsbereich für Top-Manager.

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