Der Wechsel an der Spitze

Der Wechsel an der Spitze

Der Wechsel an der Spitze 1024 406 Claus Verfürth

Als wäre der Schritt in eine neue Position oder gar ein neues Unternehmen nicht schon groß genug, so muss sich ein Topmanager darüber im Klaren sein, dass er mit Argusaugen beobachtet wird. Mitarbeiter, Aktionäre und Kunden, alle wollen sehen, wie sich der neue Chef so macht. Je größer die regionale, überregionale oder globale Bedeutung des Unternehmens ist, desto mehr Externe begutachten zusätzlich das Tun des Topmanagers. Deshalb sollten Sie darauf achten, offen, beobachtend und nicht sofort bewertend zu agieren. Dabei bieten sich großartige Chancen, aber auch Herausforderungen. Wie Ihnen die Übernahme gelingt, lesen Sie in diesem Artikel.

Die ersten 100 Tage

Sie gelten als magischer Zeitraum, in dem sich herausstellen soll, ob der neue Stelleninhaber geeignet ist für den Job, oder ob er eine Fehlbesetzung darstellt. Aus meiner Sicht werden diese 100 Tage völlig überbewertet. Letztlich ist der Zeitrahmen, in der der neue Topmanager reüssieren muss, davon abhängig, in welcher Verfassung sich das Unternehmen befindet. Je kritischer der Zustand, desto schneller müssen Weichenstellungen vollzogen werden. So erleichtern Sie sich den Start in Ihre neue Führungsposition:

Die Übernahme des Staffelstabes

Eine neue Führungskraft kann ein äußeres Zeichen eines gewünschten Neubeginns sein. Gleichzeitig bedeutet das aber oft auch, dass es vorher nicht so lief wie erwartet. Nichtsdestotrotz empfehle ich bei einem Wechsel immer auch eine symbolische Übergabe aller Pflichten und Aufgaben. Übernehmen Sie also offiziell in Anwesenheit der Mitarbeiter und im Beisein des vorherigen Senior Executives das Ruder. Damit symbolisieren Sie Ihren künftigen Mitarbeitern Einigkeit und Stabilität.

Die Leistung von #Topmanagern wird immer an der Leistung des ganzen #Teams gemessen. #Führungswechsel #Startphase

Ein Führungswechsel bringt für Angestellte oft Hoffnung und Neugierde, aber auch Ungewissheit mit sich. Durch falsches Verhalten kann man dabei schnell – intern wie extern – Vertrauensvorschüsse verspielen und derartig negative Signale senden, dass der Neuanfang eher als Schritt in die falsche Richtung wahrgenommen wird und die Gefolgschaft der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter versagt bleibt.

Besserwisserei oder „ich werde hier alles ändern müssen“-Aussagen sollten deshalb zu Beginn tunlichst vermieden werden. Und dennoch muss die neue Führungskraft mit Fingerspitzengefühl und einer freundlich bestimmenden Art Regeln definieren, wie in Zukunft mit neuer Führung gearbeitet werden soll.

Vermitteln Sie Zukunftsvisionen

Sinkende Halbwertszeit von Top-Managern

Die häufige berufliche Neuorientierung wird zur Norm

Interaktion mit den neuen Mitarbeitern ist in der Startphase das A und O. Durch Gespräche mit den Angestellten können Sie in Ihrer Funktion als Senior Executive herausfinden, wie die Aufgaben bisher organisiert wurden, aber auch, welche Vorstellungen die Mitarbeiter von einer künftigen Zusammenarbeit haben.

In Vier-Augen-Gesprächen sollten Sie in den ersten Tagen außerdem Raum für konstruktive Vorschläge bieten. Erst wenn Sie wissen, wo die einzelnen Mitarbeiter stehen, wo sie hinwollen und was sie benötigen, um ihre Ziele zu erreichen, können Sie als neuer Chef handeln. Nur so bekommen Sie einen guten Überblick darüber, welche Erwartungen und Ansprüche man an Sie hat.

Haben Sie alle Informationen zusammengetragen, können Sie damit beginnen, Ihr Team – wenn nötig – neu zu strukturieren, Aufgaben umzuverteilen, und die von Ihnen gesteckten Ziele anzugehen. Vergessen Sie allerdings nicht das Fingerspitzengefühl und gehen Sie Neuerungen Schritt für Schritt an. Halten Sie sich dabei immer Folgendes vor Augen: Ihre Leistung wird immer an der Leistung Ihres Teams gemessen. Nur wenn Sie das gesamte Potential bestmöglich ausschöpfen, können alle zielgerichtet arbeiten und ihren entsprechenden Beitrag leisten, um übergeordnete Ziele zu erreichen.

Andere führen und Leistung erzeugen

Als Topmanager sollten Sie sich hauptsächlich mit Steuerungs- und Führungsaufgaben beschäftigen. Dennoch habe ich die Erfahrung gemacht, dass sich viele Executives, insbesondere bei Antritt einer neuen Position, zusätzlich Fachaufgaben aufhalsen. Dies geschieht häufig aus dem Wunsch heraus, allen anderen beweisen zu wollen, warum Sie es so weit gebracht haben. Dabei vernachlässigt man aber schnell, weshalb man überhaupt da ist! Sie führen andere. Das ist eine extrem anspruchsvolle und zeitintensive Aufgabe. Deshalb sollten Sie Fachaufgaben dann – und auch wirklich NUR dann – erledigen, wenn kein anderer diese Aufgabe erledigen kann.

Resümierend kann ich jedem Topmanager, der sich gerade in der Umbruchphase hin zu einer neuen Position befindet, Folgendes raten:

  1. Finden Sie den Führungsstil, der Ihrer neuen Position UND dem neuen Umfeld angepasst ist. Jede neue Führungsposition verlangt auch Neujustierungen Ihrerseits.
  2. Treffen Sie die ersten grundlegenden Entscheidungen erst dann, wenn Sie ein umfassendes Bild aller Arbeitsabläufe und Strukturen haben.
  3. Delegieren Sie Fachaufgaben von Anfang an weitestgehend an die entsprechenden Angestellten.
  4. Ihre Ziele diskutieren Sie nicht mit Ihren Mitarbeitern, seien Sie aber für ihre Ansätze und Lösungswege offen.

Halten Sie sich an diese Grundsätze, machen nicht nur Sie sich den Übergang leichter, sondern auch allen anderen.

Sie sind an einem fachlichen Austausch interessiert?

Schreiben Sie mir auf:

LinkedIn

Xing

[Bildnachweis: © shutterstock.com / luchunyu]

Claus Verfürth

Claus Verfürth ist Managing Director und Partner bei The Boardroom, dem von Rundstedt Beratungsbereich für Top-Manager.

Alle Beiträge von:Claus Verfürth