Wechsel an der Spitze nehmen zu: Warum es am Ende häufig nur Verlierer gibt

Wechsel an der Spitze nehmen zu: Warum es am Ende häufig nur Verlierer gibt

Wechsel an der Spitze nehmen zu: Warum es am Ende häufig nur Verlierer gibt 1024 683 Claus Verfürth

Regelmäßige Wechsel auf Führungsebene sind eine Normalität. Ein Trend, der sich jedoch in den vergangenen Jahrzehnten in zunehmendem Maße beobachten ließ, nimmt aktuell weiter zu: Die Verweildauer von Managern in Spitzenpositionen verringert sich deutlich. Die Gründe dafür sind vielschichtig und gerade darum genau zu analysieren, um beispielsweise die Tragweite von Entscheidungen bei Neubesetzungen bewerten zu können. Aber auch Führungskräfte auf Jobsuche sollten sich mit diesen Zusammenhängen beschäftigen und bei der Auswahl einer Position mitbedenken. Denn für alle Seiten geht die sinkende Verweildauer in Unternehmen nicht nur mit Chancen, sondern auch mit Risiken einher.

„Wer regelmäßig das Führungspersonal austauscht, geht auch Risiken ein und produziert am Ende häufig nur Verlierer.“

Ursachen für die rasant sinkende Verweildauer von Topmanagern

Was sind also die Gründe und Ursachen für die häufiger werdenden Wechsel an der Spitze von Unternehmen – insbesondere im Bereich der Geschäftsführung? In manchen Fällen gibt es schlicht die Notwendigkeit nach einem frischen Wind. Damit einher geht ein neues Rollenverständnis von Top-Executives, was dazu führt, dass inhaltliche Neuaufstellung und  personelle Neubesetzung häufig Hand in Hand gehen.

Der Druck, der Veränderung und Anpassung notwendig macht, kommt in den vergangenen zehn bis zwanzig Jahren in vielen Fällen von außen. Dabei ist jedoch festzustellen, dass nicht alle Branchen gleichermaßen von diesem Trend betroffen sind. Schwerpunktmäßig geht es vor allem um diejenigen Sektoren, die aufgrund von disruptiven Veränderungen ihr Geschäftsmodell überdenken und sich dazu auch personell neu aufstellen müssen.

Beim Karrierekarussell geht es um weit mehr als um Personalien

Beim Karrierekarussell geht es um weit mehr als um Personalien

Eine hohe Fluktuation in der Führungsetage lässt aber nicht nur Rückschlüsse auf den strategischen Planungshorizont der Entscheider in den Aufsichtsräten zu. Ebenso deren Besetzungskompetenz für diese Positionen steht (gewollt oder ungewollt) auf dem Prüfstand.

Ein schneller Wechsel an der Spitze wirkt dabei stets auch auf die Mitarbeiter, das gesamte Beziehungskonstrukt im Unternehmen und nach außen hin aus. Auch wenn individuelle Gründe, wie beispielsweise eine fehlende Wertschätzung, die dem Mitarbeiter seitens der Unternehmensführung entgegengebracht wird, zu einer frühzeitigen Trennung führen können, lässt dies gleichzeitig auch Rückschlüsse auf die Firmenkultur zu.

Vorgänge wie diese sollten darum nicht unterschätzt werden, denn sie bergen die Gefahr, das Unternehmen zu lähmen. Sie bewirken somit das Gegenteil von dem, was sie bringen sollen: Veränderung. Darum ist es Unternehmen zu raten, ihre Auswahl- und Nachfolgeprozesse genauestens zu hinterfragen und allen voran ausreichend Zeit für die Neubesetzung einer Stelle einzuplanen.

Die zwei Seiten häufiger Führungswechsel

Was oft vergessen wird: Die rasant sinkende Verweildauer von Führungskräften auf ihren Positionen hat immer zwei Seiten, die zu berücksichtigen sind. Auf der einen Seite gibt es die Perspektive der Unternehmen, welche Positionen wieder neu besetzen und sich dabei kritischen Fragen stellen müssen wie etwa, ob die Auswahl der Person richtig war, oder ob sich das Unternehmen so schnell weiterentwickelt hat oder sich entwickeln musste, sodass die bisher ausreichende und passende Kompetenz des Positionsinhabers nun nicht mehr ausreichend ist.

Auf der anderen Seite steht der Manager, der sich nach einer meist langen und erfolgreichen Karriere, überraschend kurzfristig neu orientieren muss und hierfür oftmals wenig Erfahrung mitbringt. Natürlich sind Trennungssituationen immer auch mit der Fragestellung verbunden: Ist die Person als Stelleninhaber gescheitert oder passte das Unternehmen einfach nicht zu ihm?

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Für Topmanager gilt: Bei beruflichen Veränderungen Schnellschüsse vermeiden

Führungskräfte auf Jobsuche sollten um jeden Preis Schnellschüsse vermeiden. Auf Executive Ebene ist es unproblematisch, ein Jahr ohne Job zu sein. Aus unserer Beratungserfahrung wissen wir, dass es im Schnitt neun Monate dauert, bis unsere Top-Klienten eine neue Position antreten.

Besonders für Manager, die es gewohnt sind, Aufgaben zügig und strukturiert zu erledigen, ist dies nicht immer einfach. Seien Sie darum versichert: Rückblickend ist die Dauer Ihrer beruflichen Umbruchsituation nicht kriegsentscheidend. Gerade angesichts der kürzeren Verweildauer auf Spitzenpositionen wird es künftig sogar sehr viel wichtiger sein, die richtige Position für sich gefunden zu haben, als irgendeine Position schnell gefunden zu haben.

Fazit: Was zu tun ist, damit es am Ende nicht nur Verlierer gibt

Wechsel auf diesen Ebenen sind normal – können sich aber dann negativ auswirken, wenn sie für die Person zu häufig und zu kurzfristig erfolgen. Unternehmen sind gut beraten, ihre Kultur der Nachfolgeregelung zu überprüfen, den Auswahlprozess gründlich vorzubereiten und ausreichend Zeit für die Suche einzuplanen. Auf diese Weise kann das Instrument der Neubesetzungen sinnvoll und wirkungsvoll eingesetzt werden und echte Erneuerung bringen. Denn bislang bleiben unter dem Strich in vielen Fällen nur Verlierer.

Führungskräfte wiederum sollten in Phasen der Neuorientierung und bei der Suche nach neuen Positionen mit besonderer Sorgfalt vorgehen und die positiven Aspekte ihrer Situation nicht aus den Augen verlieren. Denn ein Jobwechsel ist eine gute Möglichkeit, die eigenen Wertvorstellungen zu überdenken und auf beruflicher Ebene Veränderungen anzustoßen. Dafür benötigen Sie vor allem ausreichend Zeit, die es sinnvoll zu nutzen gilt. Denn für eine nachhaltige Neuorientierung kommt es in Zukunft mehr denn je darauf an, dass Ihre persönlichen Ziele mit den Unternehmenszielen in Einklang stehen, damit die nächste Position nicht zur Karrieredrehtüre wird.

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[Bildnachweise: © iStock – STEEX / DNY59]

Claus Verfürth

Claus Verfürth ist Managing Director und Partner bei The Boardroom, dem von Rundstedt Beratungsbereich für Top-Manager.

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