Geschäftsführer, Vorstände und Aufsichtsräte sind es in der Regel gewohnt, auch negative Botschaften überzeugend und klar zu verkünden. Umso überraschender ist es, wie wenig souverän viele von ihnen in Trennungsgesprächen agieren. So enden Gespräche nicht selten in dem hilflosen Versuch, die unangenehme Botschaft so verklausuliert zu verpacken, dass sie dem Betroffenen nicht weh tut. Mit dem Ergebnis, dass die eigentliche Botschaft beim Betroffenen gar nicht ankommt, sondern Unsicherheit zurückbleibt. Um Trennungsbotschaften klar zu kommunizieren und das gesamte Gespräch wertschätzend zu gestalten, bedarf es einer Strategie und einer Portion Fingerspitzengefühl.
Trennungsprozesse müssen vorbereitet sein – dies gilt in besonderem Maße im Topmanagement.
Trennungsgespräche stellen auch erprobte Kommunikatoren wie Geschäftsführer, Vorstände und Aufsichtsräte vor eine Herausforderung: 1. führt niemand gerne solche Gespräche. Und 2. nimmt die Notwendigkeit, Gespräche dieser Art zu führen, mit dem Aufstieg in der Unternehmenshierarchie immer weiter ab, denn die Zahl der Direct Reports auf der Top-Management-Ebene ist sehr begrenzt.
Gerade deswegen bedarf es einer besonderen Vorbereitung. Eine umfassende professionelle Unterstützung schafft die Voraussetzung, dass eine Trennung wertschätzend und diskret vollzogen wird. Denn eine öffentlich ausgetragene Trennung schadet am Ende vor allem dem Unternehmen und ihrem Top-Management selbst.
Für den Betroffenen ist es natürlich wichtig, nach Beendigung seiner Aufgabe, eine Alternative zu finden. Helfen können hier bei betroffenen Vorständen oder Geschäftsführern vor allem die Aufsichtsräte, wenn sie als Referenzgeber zur Verfügung stehen.
Aus rechtlicher Sicht kann es manchmal problematisch sein, im Gespräch explizit die Trennungsgründe zu nennen. Um diese Schwierigkeiten zu vermeiden, ist es für Aufsichtsräte hilfreich, Rechtsberatung in Anspruch zu nehmen.
Klare Sprache, Kürze und eine eindeutige Botschaft
In Trennungsgesprächen ist kein Platz für verklausulierte Formulierungen oder verbale Tiefschläge. Bei Trennungsgesprächen geht es um Klarheit, Eindeutigkeit, Kürze und Nachvollziehbarkeit. Nur so hat der Betroffene die Möglichkeit, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. Mein Vorschlag ist darum, das initiale Gespräch sehr kurz zu halten und am nachfolgenden Tag ein weiteres Gespräch über die Details und genauen Gründe anzubieten. So gestattet man seinem Gegenüber, die Nachricht zu verarbeiten, und bietet eine Möglichkeit, die Beweggründe beim nächsten Treffen zu erörtern.
Ein erfolgreiches Trennungsgespräch zeichnet sich durch Kürze, Klarheit und Transparenz aus.
Der Zeitpunkt ist für eine wertschätzende Trennung entscheidend
Auch Manager der obersten Ebenen sind nicht davor gefeit, Unangenehmes auf die lange Bank zu schieben. Das ist im Fall von Trennungsgesprächen im Topmanagement besonders problematisch. Wenn es beispielsweise klar ist, dass ein befristetes Mandat nicht verlängert wird, kann ich nur dazu raten, diesen Umstand so früh wie möglich dem Betroffenen zu kommunizieren. Denn es dauert unserer Erfahrung nach in der Regel bis zu 12 Monaten, ein neues Mandat zu finden. Zu einer wertschätzenden Trennung gehört es, dem Betroffenen ausreichend Zeit für die berufliche Neuorientierung einzuräumen.
Mandate gesichtswahrend beenden
Über allem steht das Ziel, eine Zusammenarbeit so zu beenden, dass alle Seiten ihr Gesicht wahren können. Ob Trennungsgespräche klar und diskret verlaufen sind, zeigt sich entsprechend oft erst im Nachgang: Kommen Spekulationen oder Gerüchte darüber auf, ob das Mandat vorzeitig beendet wird oder fristgerecht ausläuft? Zu einer würdevollen Beendigung gehört es auch, dem Scheidenden die Möglichkeit zu geben, sich von allen zu verabschieden. Bereits an anderer Stelle habe ich über die entscheidenden letzten 100 Tage gesprochen.
Trennungsgespräche sind Extrem-Situationen, die bei allen Beteiligten Unsicherheiten auslösen können. Darum ist es einerseits im Vorfeld wichtig, die Entscheidung eindeutig zu treffen. Andererseits ist für das Gespräch sicherzustellen, dass die handelnden Personen über das entsprechende Handwerk verfügen, damit Situationen nicht eskalieren. Zurückhaltung und Klarheit sind hier oberste Pflicht.
Wie immer gilt auch hier: Geschäftsführer und Vorstände beziehungsweise Aufsichtsräte sollten in Trennungsgesprächen immer so handeln, wie sie selbst in dieser Situation behandelt werden möchten.
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