Immer mehr Topmanager sehen inzwischen im Interim-Management eine attraktive Alternative zu einer Festanstellung. Nicht erst seit der Corona-Pandemie und den damit einhergehenden Veränderungen der Arbeitswelt haben viele Manager und Unternehmen die Vorteile dieses Führungsmodells für sich entdeckt. Das Honorarvolumen wird in diesem Jahr Prognosen zufolge bei rund drei Milliarden Euro liegen – 2017 waren es noch 1,7 Milliarden.
Der typische Interim-Manager entspricht der Kategorie des ‚Machers‘.
Wenn ein Topmanager bereits in vorherigen Tätigkeiten Erfahrungen gesammelt hat, ist er umso gefragter. Er kann die angestrebten Resultate dann in einem zeitlich begrenzten Rahmen erzielen – und ist somit eine echte Bereicherung für das Unternehmen. Der typische Interim-Manager entspricht damit der Kategorie des „Machers“. Doch worin genau liegen die Vorteile eines Interim-Managers und welche Fähigkeiten müssen Sie außerdem mitbringen, um als Interim-Manager erfolgreich zu sein?
Ein Topmanager auf Zeit
Mittlerweile beschränkt sich die Nachfrage nach Interim-Managern nicht mehr auf einzelne Branchen. Es gibt allerdings einige Schwerpunkte, etwa in der Automobilindustrie, im Anlagen- und Maschinenbau, der Dienstleistungsbranche, bei Finanz- und Versicherungsdienstleistern oder der Chemie- und Pharmaindustrie. Interessant ist zudem, dass Interim-Manager sowohl in großen Konzernen, als auch in mittelständischen Unternehmen eingesetzt werden.
Betrachtet man jedoch die Einsatzgebiete, in denen der Bedarf an Interim-Managern besonders hoch ist, so stehen insbesondere drei Funktionen im Fokus: Expansion, Diversifikation und Redimensionierung von Unternehmen oder Geschäftsbereichen. Als Sonderfall kommt der Ersatz einer kurzfristig ausgefallenen Führungskraft hinzu.
Die steigende Nachfrage nach Interim-Managern lässt sich vor allem anhand der aktuellen Situation der Wirtschaft erkennen. Die Trends zu mehr Digitalisierung, unsichere Zukunftsprognosen, Industrie 4.0, New Work und die Nachwirkungen der Corona-Krise liefern Argumente für Unternehmen, mit dem Einsatz von Interim-Managern flexibel auf wandelnde Gegebenheiten zu reagieren.
In diesem Zusammenhang handelt es sich oft um zeitlich begrenzte Projekte mit Spezialthemen, die oft außerhalb der vorgegebenen Organisationsstruktur vorangebracht werden. Da bei Anwendungsfällen wie diesen nicht von Beginn an klar ist, welche Lösungen dauerhaft erfolgreich sind, ist hier das Modell ‚Management auf Zeit‘ besonders relevant. Aber auch in angrenzenden Leistungsfunktionen wie General Management, Produktionsleitung, Finanzen & Controlling sowie Einkauf und Logistik spielen Interim-Manager immer öfter eine wichtige Rolle.
Das Aufgabenprofil eines Interim-Managers

Die Aufgaben von Interim-Managern unterscheiden sich nicht grundlegend von traditionellen Managementaufgaben. Neben der Planung, Steuerung und Führung von Projekten im strategischen und operativen Bereich, sowie der Definition und Umsetzung von Prozessoptimierungsmaßnahmen sind heute vor allem die Umsetzung von Change-Management-Programmen im Bereich Organisation und People Management gefragt.
Aber auch die Bewältigung der gegenwärtigen Krisensituation wird ein zunehmend wichtiges Aufgabenfeld für Interim-Manager. Grundsätzlich lässt sich auch die Steuerung und Umsetzung der Unternehmensentwicklung als zentrales Arbeitsfeld eines Interim-Managers identifizieren. Dazu zählen beispielsweise die Gründung (oder Abwicklung) einer Auslandsniederlassung, die Produkt- und Produktionserweiterung, aber auch Sanierungs- und Restrukturierungsprojekte.
Was macht einen guten Interim-Manager aus?
Wenn ein Interim-Manager die Bühne im Unternehmen betritt, werden hohe Erwartungen an ihn gestellt. Unternehmen setzen großes Vertrauen in die temporären Führungskräfte. Als Interim-Manager sollte man also idealerweise eine Reihe an Eigenschaften mitbringen. Neben einer fundierten (akademischen) Ausbildung verfügen Interim-Manager idealerweise über eine langjährige Erfahrung in Führungs- und Projektleitungspositionen. Darüber hinaus bringen Interim-Manager ein großes Fachwissen der betreffenden Branche mit.
Da die Aufgaben von Interim-Managern in der Regel zeitkritisch sind und es sich meist um komplexe Herausforderungen handelt, spielen eine Reihe von Soft Skills eine entscheidende Rolle. Der Interim-Manager sollte in jedem Fall stressresistent und belastbar sein. Neben einer ziel- und ergebnisorientierten Arbeitsweise zeichnet ihn eine hohe Flexibilität hinsichtlich der Rahmenbedingungen und des Führungsstils aus. Ohne eine ausgeprägte soziale Kompetenz und Empathie ist dies nicht zu machen. Unter allen Eigenschaften ist jedoch eine ausgesprochene „Hands-on-Mentalität“ hervorzuheben.
Wie finden Interessent und Unternehmen zusammen?
Die Herausforderung für Interim-Manager beginnt schon vor der eigentlichen Aufgabe im Unternehmen. Interim-Manager müssen auch in der Phase zwischen den Projekten eine große Ausdauer beweisen. Oftmals vergehen mehrere Monate bis zum nächsten Einsatz. Diese Zeit ist meist gefüllt mit Kontaktpflege, Networking und Eigenvermarktung. Eine ausgewogene Balance zwischen Auszeit, Mobilität, Flexibilität und Auslastung ist nicht immer einfach zu realisieren.
Um bei einem potenziellen Einsatz den Bewerbungsprozess so überzeugend und schnell wie möglich zu meistern, sind ein perfektes Auftreten und herausragende kommunikative Fähigkeiten ein absolutes Muss. Interim-Manager müssen sich sowohl Interim-Management-Providern, als auch den nachfragenden Zielunternehmen stellen. Aussagekräftige Referenzen und Bewerbungsunterlagen sind dabei essentiell.
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Fazit: Interim-Management als spannende Alternative
Wer Interim-Manager werden möchte, muss sich darüber im Klaren sein, dass an ihn sehr hohe Ansprüche und Erwartungen gestellt werden. Die Belastung während der Projekte ist sehr hoch – und auch die Zeit zwischen den Tätigkeiten birgt große Herausforderungen – aber auch ebenso große Chancen. Insofern stellt sich die Frage, ob Top-Führungskräfte sich dauerhaft für Interim-Management entscheiden sollten. Die Praxis zeigt, dass Interim-Posten insbesondere für Unternehmen eine hervorragende Möglichkeit sind, um Führungskräfte in einer Ausnahmesituation kennenzulernen.
Für erfahrene Topmanager auf Jobsuche kann das Interim-Management auch eine spannende Alternative für eine Anschlusskarriere sein – oder als Überbrückung einer Bewerbungsphase. Umfragen zufolge ist die Bereitschaft für eine Festanstellung für Interim-Managern groß. Das unterstreicht den Charakter einer Übergangslösung, in der Topmanager vor allem zeigen können, dass sie auch unter Extrem-Bedingungen Bestleistungen erbringen können. Zudem ist es auch eine gute Gelegenheit, sich auf einen möglichen langfristigen Job vorzubereiten.
Wer also mit dem Gedanken spielt, ein Interims-Mandat zu übernehmen, sollte daher frühzeitig eine grundlegende Entscheidung treffen: Ist das Interim-Management für mich eher eine Übergangslösung für eine kommende, langfristige Anstellung, oder möchte ich langfristig als Interim-Manager arbeiten? In jedem Fall kann das Interim-Management ein veritables Karriere-Sprungbrett für Topmanager sein.
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