Stress – Der unsichtbare Begleiter im Topmanagement

Stress – Der unsichtbare Begleiter im Topmanagement

Stress – Der unsichtbare Begleiter im Topmanagement 1024 683 Marvin Braun

Stress ist inzwischen für viele ein so alltäglicher Begleiter geworden, dass er oft unbemerkt Schaden anrichtet. Auch für Führungskräfte ist Stress kein Fremdwort. Der Arbeitsalltag ist geprägt von  engen Zeitplänen, hoher Verantwortung und wichtigen Entscheidungen. Zeit zum Durchatmen bleibt da selten. Häufig scheint es sich dabei um eine Begleiterscheinung im Topmanagement zu handeln, die viele gar nicht mehr richtig wahrnehmen. Doch was genau ist Stress?

Bei Stress handelt sich um eine völlig normale Reaktion des Körpers auf bestimmte Anforderungen und Belastungen. Dabei entscheiden hauptsächlich die Dauer und Intensität der Belastung auf der einen Seite, als auch das subjektive Empfinden auf der anderen Seite, ob der Stress positiv oder negativ auf den Körper wirkt. Es wird deutlich: Stress ist nicht grundsätzlich schlecht für uns.

Der Alltag eines Topmanagers ist häufig hektisch. Stress ist da kein Fremdwort.

Das Prinzip der Superkompensation im Sport

Ich komme aus dem Leistungssport. Hier spielt im Rahmen des Trainings das Prinzip der Superkompensation eine wesentliche Rolle. Der Körper wird durch gezieltes Training gestresst. Durch den Trainingsreiz passt sich der Körper nicht nur an die Belastung an, sondern steigert die Leistungsfähigkeit über das ursprüngliche Niveau hinaus. Diese sogenannte Adaption des menschlichen Organismus ist für mich immer wieder ein Wunder, das der Stress bewirkt.

Bedrohlich wird Stress, wenn er chronisch wird. In diesem Fall kommt es nicht mehr zu der Entlastung, die bei der Superkompensation eintritt. Das bedeutet, der Körper bzw. die Psyche steht unter einer dauerhaften Anspannung. Dies wiederum ruft weitere Reaktionen hervor, die über kurz oder lang gefährlich für uns werden.

Wenn Stress bei Führungskräften unbemerkt bleibt

Leider bleiben diese Reaktionen auch bei Topmanagern oft unbemerkt oder unbeachtet. So bereitet chronischer Stress meistens schleichend Probleme. Die Auswirkungen werden häufig unterschätzt und viele merken erst, dass sie sich in einer chronischen Stresskaskade befinden, wenn es zu spät ist. Sie bekommen diese Spirale – wenn überhaupt – nur sehr schwer wieder in den Griff. Fakt ist: Sind wir chronisch gestresst, blockiert das sowohl die geistige Entwicklung als auch viele wichtige körperliche Funktionen des Menschen.

„Kampf oder Flucht“ – das evolutionsbedingte Verständnis von Stress

Die evolutionsbedingte Entstehungsgeschichte in Bezug auf Stress sollte uns schon in der Schule beigebracht werden. Es überrascht mich immer wieder aufs Neue, wie viele Leistungsträger in Führungspositionen davon noch nie etwas gehört haben. Die Aufklärung darüber gehört im Coaching bei mir zu den Basics. Es ist sehr einfach zu verstehen: Im Wesentlichen geht es um das vegetative Nervensystem, unterteilt in Sympathikus und Parasymphatikus. Beide sind Antagonisten, d.h. sie haben jeweils gegensätzliche Funktionen und gleichen sich – im Idealfall – aus. Der Sympathikus ist der Leistungszustand und damit verantwortlich, dass wir in bedrohlichen Situationen kämpfen oder fliehen können. Im Gegensatz dazu aktiviert der Parasymphatikus die Körperfunktionen der Regeneration und dem Aufbau von Energiereserven nach einem Leistungszustand. Beide sind im Idealfall ausgeglichen, um Geist und Körper in Harmonie zu halten.

Heutzutage wird der Sympathikus, also der Kampf- oder Fluchtmechanismus, nicht mehr nur durch Gefahren  aktiviert, sondern zum Beispiel auch durch konstanten Leistungsdruck (von innen oder außen) oder durch anspruchsvolle Geschäftsverhandlungen.

Jeder von uns verarbeitet solche Reize individuell. Was für den einen Stress bedeutet, bringt einen anderen vielleicht noch gar nicht aus der Ruhe. Allerdings beobachte ich, dass die Summe solcher Reize uns allen zu schaffen macht. Ich denke, es ist wichtig, diesen evolutionsbedingten Mechanismus zu verstehen und bei sich zu erkennen. Durch das bewusste Wahrnehmen lassen sich rechtzeitig Maßnahmen einleiten.

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Was tun gegen Stress?

Selbstreflexion und ein bewusster Umgang mit Situationen, die als Trigger für Stress dienen, ist der erste Schritt. Nur wer erkennt, dass er sich in einer chronischen Stressspirale befindet, kann auch Anti-Stress-Maßnahmen einleiten. Diese können für jeden Menschen unterschiedlich sein. Eine smarte Maßnahme ist beispielsweise, wenn Topmanager lernen, Achtsamkeitsroutinen wie Entspannungstechniken, Atemübungen und Meditationen zu entwickeln. Diese sind oft viel leichter als zunächst angenommen in den Alltag zu integrieren. Ich beobachte immer wieder, wie schnell sich dadurch bemerkenswerte Ergebnisse einstellen.

Durch die ständige Erreichbarkeit und Ablenkung leiden Konzentration und Fokus. Meetings drehen sich im Kreis, Entscheidungen werden verschoben und gute Ideen verlaufen im Sand. Dazu kommen Erwartungsdruck und Ziele, die Topmanager in utopisch kurzer Zeit erreichen sollen. Der Geist wird unruhig, der Schlaf schlechter und das Abschalten fällt schwer. Die Folge: Man wird über kurz oder lang unproduktiv.

Machen Sie das Gegenteil, auch wenn es am Anfang schwerfällt. Gehen Sie in die Stille und üben sich in Achtsamkeit. Wenn Sie lernen „die Tore zur Welt“ regelmäßig zu schließen, werden Sie Entspannung erfahren und bekommen die Chance über die Selbstbeobachtung destruktive Muster zu erkennen und zu verändern.

Praxistipp: Ideal sind viele Formen von Wahrnehmungsübungen. Körperreisen (Bodyscan), Atembeobachtung und Achtsamkeitsmeditationen. Starthilfe liefern Apps wie „Die Achtsamkeits- App“, „Calm“ oder „Mindspace“.

Erfahren Sie in einem weiteren Artikel noch mehr darüber, warum es sich für Topmanager lohnt, Stress ernsthaft zu reflektieren und praxistaugliche Anti-Stress-Methoden in den Alltag zu integrieren.

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[Bildnachweis: © iStock – PeopleImages]

Marvin Braun

Marvin Braun ist Ex-Fußballprofi und arbeitet seit 10 Jahren als Personal-Trainer und Yogalehrer mit leistungsorientierten Menschen zusammen. Mit seinem Online-Trainings-Programm gibt er seine Erfahrungen schnell und alltagstauglich an "Sitzathleten" weiter. Das Ziel sind professionelle Trainings- und Lebensroutinen zu etablieren und vorhandene Fertigkeiten weiterzuentwickeln.

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