Silverpreneure: Sinnstiftende Karriere und Erfolg als Anti-Aging-Strategie

Silverpreneure: Sinnstiftende Karriere und Erfolg als Anti-Aging-Strategie

Silverpreneure: Sinnstiftende Karriere und Erfolg als Anti-Aging-Strategie 1024 683 Anita Zuleger

Der Wechsel von einer aktiven Karriere in den vermeintlichen „Ruhestand“ – ist das für Führungskräfte heutzutage wirklich erstrebenswert? Für Silverpreneure ist die Vorstellung eines passiven Lebensstils, in dem man einfach die Füße hochlegt, wenig ansprechend. Sie sind nicht bereit, ihre berufliche Laufbahn abrupt zu beenden, da diese oft einen zentralen Teil ihrer Identität und ihres Lebens ausmacht. Der Schritt in die „Rente“ stellt einen bedeutenden Lebensabschnitt dar, der sorgfältige Überlegungen und tiefgehende Reflexion erfordert.

Aktive Zeit der Selbstentdeckung: Eine Phase der persönlichen Transformation für Silverpreneure

Der Wechsel vom aktiven Berufsleben in einen aktiven „Ruhestand“ kann eine Phase großer persönlicher Transformation sein. Ein beispielhafter Erfahrungsbericht eines Klienten zeigt, wie man diese Veränderungen positiv gestalten und sich selbst neu entdecken kann.

An meinem letzten Arbeitstag als Bereichsleiter in der Finanzbranche wurde ich mit Komplimenten und anerkennenden Worten verabschiedet. Das tat gut, denn mit 61 Jahren wollte ich mich noch nicht von meiner Firma trennen. Doch der Stellenabbau und ein attraktives Abfindungsangebot beschleunigten meine Entscheidung.

Zunächst stellte ich mir vor, endlich mal drei Wochen oder länger Urlaub zu machen oder mich mit ehemaligen Kollegen auszutauschen, ohne die Verantwortung für geschäftliche Aufgaben zu tragen. Doch der Kontakt zu meinen Kollegen nahm schnell ab. Einladungen blieben aus, und die Anrufe wurden seltener. Stattdessen wuchs meine „To-do-Liste“: Rasenmähen, Müll herausbringen, Keller aufräumen und mit dem Hund spazieren gehen. Das konnte doch nicht alles sein!

Schließlich bemerkte ich, dass ich nicht mehr dreimal im Jahr lange Urlaube benötigte. Es war zwar schön, neue Länder zu entdecken, aber nach der fünften Stadtführung und gefühlten elf Kirchenbesichtigungen wurde es langweilig. Selbst die Bücher, die ich mitgenommen hatte, waren nach einer Woche gelesen, und ich wollte nach zwei Wochen wieder nach Hause. Ein neuer Plan musste her.

Silverpreneure, Führungskräfte

Neue Perspektiven für Silverpreneure: Jenseits des Berufslebens

Ich begann zu überlegen, welche Tätigkeiten mir Freude bereiten und wo ich einen Mehrwert bieten konnte. So entstand eine Liste mit verschiedenen Ideen, die ich nach und nach ausprobierte. Von Mentor über Berater bis hin zu ehrenamtlichen Tätigkeiten als Manager ohne Grenzen, Lesepate oder Dozent an einer Hochschule – die Möglichkeiten waren vielfältig.

Besonders gut gefiel mir die Rolle des Kassenwarts in meinem Lions Club. Die Mitglieder waren froh, jemanden für diese Aufgabe gefunden zu haben, und ich konnte meine Erfahrungen einbringen. Zudem unterstütze ich nun zeitweise die Jugendgruppe in unserem Tennisverein bei Turnieren. Die Arbeit mit Jugendlichen hat mir schon immer Freude bereitet.

Ein ehemaliger Geschäftskunde sprach mich bei einer Veranstaltung an und suchte einen Berater für ein Projekt im Finanzbereich. Das war ein echter Glücksfall, denn daraus ergaben sich weitere Projekte in verschiedenen Firmen, die mir bis heute Freude bereiten. So bin ich gut beschäftigt, habe aber auch viel mehr Freizeit und genieße diese Lebensphase.

Die „dritte“ Lebensphase für Silverpreneure: Neue Chancen und Bestätigungen

Viele meiner ehemaligen Kollegen und Freunde haben neue Wege eingeschlagen: Einige arbeiten als Berater oder Coaches, andere haben sich Unternehmen in ihrem Fachgebiet angeschlossen oder eigene Firmen gegründet. Einige engagieren sich in Aufsichtsräten oder Beiräten, vor allem in mittelständischen Unternehmen. Besonders beeindruckend finde ich den Schritt eines Freundes, der sich einen lang gehegten Traum erfüllte, indem er erneut die Universität besuchte und Vorlesungen in Philosophie belegte.

Darüber hinaus haben sich fast alle sozial engagiert, was sich als große Bereicherung für alle Beteiligten erwiesen hat. Es ist lohnenswert, der Gesellschaft am Ende der beruflichen Laufbahn etwas zurückzugeben. Wichtig ist, nur solche Aufgaben zu übernehmen, die Freude bereiten und nicht als Pflicht empfunden werden. Tätigkeiten ohne persönliche Erfüllung sind für niemanden von Nutzen.

Rückblickend habe ich erkannt, dass beruflicher Erfolg im Alter als eine Art Anti-Aging-Strategie fungieren kann. Dabei hilft die geistige Aktivität, um länger mental fit zu bleiben. Auch die Weitergabe von Wissen fördert das Gefühl von Selbstbestätigung und Wertschätzung. Zudem bleibt man durch weitere (berufliche) Aktivitäten am Puls der Zeit – sei es auf technologische Entwicklungen oder verschiedene Generationen bezogen.

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Fazit für Silverpreneure: Lebenszeit produktiv nutzen für Sinnerfüllung

Es ist nicht ungewöhnlich, dass der Kontakt zu ehemaligen Kollegen im Laufe der Zeit abnimmt. Daher ist es wichtig, sich darauf einzustellen und neue Wege zu finden, um soziale Kontakte und Netzwerke aufrechtzuerhalten. Dabei ist es entscheidend, neue Ziele zu setzen und Aktivitäten zu entdecken, die sowohl erfüllend als auch herausfordernd sind.

Forschungen zeigen, dass viele 65-Jährige heutzutage mehr Energie haben als viele 18-Jährige. Silverpreneure planen daher lange vor ihrem Rentenbeginn ihre Selbstverwirklichung und das Weitergeben von Erfahrungen. Zum Beispiel, indem sie ein Ehrenamt oder eine Beratungstätigkeit aufnehmen oder sogar ein eigenes kleines Unternehmen gründen. Dabei gehen sie privat genauso professionell wie in ihrer vorherigen Führungsposition vor.

Ihr Ziel ist es, die neu gewonnene Lebenszeit produktiv zu nutzen und das Leben nach der aktiven Karriere mit Sinn zu füllen. Diese Zeit wird weiterhin für persönliche Entwicklung und Lernen genutzt. Das Verfolgen von Leidenschaften und Hobbys, die während der Berufsjahre zu kurz kamen, führt ebenfalls zu mehr Lebensqualität. Die Geschichte zeigt, dass nach einer langen Karriere viele Optionen offenstehen.

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Anita Zuleger

Anita Zuleger ist Senior Executive Consultant bei The Boardroom, dem von Rundstedt-Beratungsbereich für Topmanager.

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