Selbstführung: Der Weg zu wirksamer Führung im Topmanagement

Selbstführung: Der Weg zu wirksamer Führung im Topmanagement

Selbstführung: Der Weg zu wirksamer Führung im Topmanagement 1024 683 Dirk Sikora

Selbstführung wird oft übersehen, obwohl sie das Fundament für wirksame Führung im Topmanagement bildet. Denn gerade hier haben Entscheidungen oft weitreichende Konsequenzen und erfordern zuvor eine tiefere innere Klarheit und reflektierte Haltung. In diesem Artikel beleuchten wir, warum Haltung mehr bewirkt als jede Methode und Selbstführung ein unverzichtbares Führungsinstrument ist.

Selbstführung oder Selbstmanagement?

Die Begriffe Selbstführung und Selbstmanagement werden häufig synonym verwendet, doch sie beschreiben unterschiedliche Konzepte. Selbstführung umfasst die innere Klarheit, die Haltung, mit der Führungskräfte agieren, und die reflektierte Entscheidungsfindung. Im Gegensatz dazu bezieht sich Selbstmanagement lediglich auf die organisatorische Umsetzung, also darauf, wie Führungskräfte ihre Zeit, Energie und Aufgaben im Alltag strukturieren. Hier widmen wir uns dem Aspekt der Selbstführung im Topmanagement als Grundlage für effektive Führung, die von innen heraus steuert, und nicht nur der äußeren Organisation.

Selbstführung – Ein unterschätztes Führungsinstrument

Wer sich selbst nicht wirklich kennt, kann auch andere nicht wirklich führen.

Viele Führungskräfte im Topmanagement investieren erhebliche Ressourcen in Leadership-Seminare, Strategietrainings oder Rhetorik-Coachings. Dabei wird oft das Fundament übersehen: die Selbstführung. Diese ist kein bloßes Wohlfühlthema, sondern ein zentraler Hebel für nachhaltige Wirkung und persönliche Stabilität, besonders im Topmanagement.

Self Leadership: Die eigene Klaviatur kennen

Stellen Sie sich einen Pianisten vor, der auf die Bühne geht, ohne seine eigene Klaviatur zu beherrschen. Er weiß nicht, wie jede Taste reagiert, wo seine Stärken liegen oder wie er Dynamik gezielt einsetzen kann. Er improvisiert, obwohl Präzision gefragt ist. Unvorstellbar, oder? Doch genau das geschieht täglich in den Führungsetagen: Entscheidungsträger arbeiten an ihrem eigenen Instrument – sich selbst – ohne ein Gespür dafür zu haben, wie es wirklich schwingt und reagiert. Oftmals wissen sie nicht, was sie stresst, was sie antreibt oder was ihnen langfristig Energie gibt oder entzieht.

Nur wer seine eigene Klaviatur kennt, kann dauerhaft kraftvoll und souverän damit arbeiten.

Führungskraft, Topmanager

Warum Selbstführung für Führungskräfte der Schlüssel ist

Selbstführung bedeutet, mit den eigenen Ressourcen so umzugehen, dass Haltung, Klarheit und Belastbarkeit im Einklang bleiben. Dies ist keine Luxusangelegenheit, sondern eine unternehmerische Notwendigkeit. Denn:

  • Jemand, der sich selbst nicht kennt, verliert schnell die Orientierung.
  • Wenn man seine eigene Energie nicht richtig einschätzt, läuft man Gefahr, innerlich auszubrennen.
  • Wer nicht weiß, wie er auf andere wirkt, bleibt für sein Umfeld schwer einschätzbar.

Mittlerweile wird Selbstführung, stärker denn je, die Basis jeder tragfähigen Führungsarbeit. Dabei bedeutet Self Leadership nicht, ständig zu grübeln, sondern regelmäßig zu analysieren, zu beobachten, zu bewerten und Schlussfolgerungen zu ziehen. Auch die eigene Position muss hinterfragt werden.

Selbstführung heißt, Verantwortung zu übernehmen.

Meine persönliche Krise als Auslöser

Vor einigen Jahren befand ich mich an einem Wendepunkt: Erfolgreich, aber innerlich leer. Meine innere Ausrichtung hatte sich verschoben. Was mir über 25 Jahre wichtig war – Ansehen, Karriere, Kontrolle – verlor plötzlich seinen Wert. Stattdessen wuchs das Bedürfnis nach Sinn, echtem Beitrag und Klarheit. Was zunächst irritierte, wurde zur Erkenntnis. Ich wollte nicht länger Zuschauer meines eigenen Lebens sein, sondern aktiv gestalten.

So begann mein Weg:

  1. Zunächst stellte ich mir konsequent unbequeme Fragen.
  2. Dann reflektierte ich meine Werte, mein Handeln und meine Wirkung.
  3. Zum Schluss suchte ich Unterstützung von außen, um Muster zu erkennen.

Am Ende dieser Phase hatte ich nicht nur eine neue Richtung, sondern auch ein anderes Verständnis von Führung, das bei mir selbst beginnt.

Wann Selbstführung besonders relevant wird

Selbstführung ist nicht nur in Krisensituationen gefragt. Es gibt spezifische Momente, in denen es besonders sinnvoll ist, sich selbst neu auszurichten:

Somit ist Selbstführung kein Ausnahmezustand, sondern ein Qualitätsmerkmal zeitgemäßer Führung.

Sieben Impulse für wirksame Selbstführung

  1. Beobachten statt ignorieren: Reagieren Sie auf bestimmte Situationen immer gleich? Wo wiederholen sich Ihre Reaktionsmuster? Es ist entscheidend, diese Muster zu erkennen, um als Führungskraft gezielt eingreifen und Ihre Handlungsweise optimieren zu können.
  2. Eigenes Verhalten analysieren: Was tun Sie aus Überzeugung und was aus Druck? Wie bewusst treffen Sie Ihre Entscheidungen in Bezug auf Ihre innere Haltung? Eine reflektierte Selbstwahrnehmung ist essenziell für effektives Self Leadership.
  3. Werte überprüfen: Welche Werte treiben Sie an – und wo handeln Sie möglicherweise gegen diese? Eine klare Wertebasis ist für Führungskräfte unerlässlich, um authentisch und glaubwürdig zu agieren.
  4. Überzeugungen hinterfragen: Welche Glaubenssätze haben sich in Ihrem Denken etabliert, ohne dass Sie diese je infrage gestellt haben?
    Das Hinterfragen dieser Überzeugungen kann zu neuen Einsichten führen und Ihre Entscheidungsfindung im Topmanagement verbessern.
  5. Energiequellen sichern: Was gibt Ihnen Kraft? Und wie oft planen Sie bewusst Zeit für diese Ressourcen ein?
    Nachhaltige Selbstführung erfordert, dass Führungskräfte regelmäßig ihre Energiequellen aktivieren und pflegen.
  6. Unterstützung einholen: Ein externer Sparringspartner kann helfen, blinde Flecken sichtbar zu machen. Der Austausch mit anderen Führungskräften oder Executive Coaches fördert die persönliche und berufliche Entwicklung.
  7. Ergebnisoffenheit üben: Selbstführung bedeutet auch, nicht alles kontrollieren zu müssen. Lassen Sie Raum für neue Erkenntnisse – und gegebenenfalls für neue Entscheidungen. Flexibilität ist eine Schlüsselqualifikation für das Topmanagement.

Führungskräfte brauchen Mut zur Kurskorrektur

Selbstführung bedeutet nicht nur, die eigenen Stärken zu nutzen. Es heißt auch, Schwächen zu erkennen und eingeschliffene Muster zu hinterfragen – gegebenenfalls die Richtung zu ändern. Viele Führungskräfte scheuen diesen Schritt, da er Unsicherheit mit sich bringt. Dieses Phänomen nenne ich „Komfortzone verlassen“. Doch genau hier liegt das Potenzial.

Wer den Mut zur Kurskorrektur hat, beweist Haltung. Führungskräfte, die gelernt haben, Entscheidungen nicht aus Starrheit, sondern aus innerer Klarheit zu treffen, strahlen die Souveränität aus, die in modernen Organisationen gefordert ist.

Erfolg bedeutet nicht, immer auf Kurs zu bleiben, sondern den Mut zu haben, neu zu justieren, wenn es nötig ist.

Ein erster Schritt: Die eigene Landkarte prüfen

Wenn Sie Selbstführung in Ihren Führungsalltag integrieren möchten, beginnen Sie mit einer einfachen Übung: Zeichnen Sie eine Landkarte Ihrer aktuellen Lebensbereiche – Beruf, Familie, Gesundheit, Freunde, Engagement, persönliche Entwicklung. Fragen Sie sich:

  • In welchen Bereichen läuft es rund?
  • Wo knirscht es?
  • Welche Erwartungen, Rollen oder Konflikte überlagern sich?

Diese Standortbestimmung schafft Klarheit – nicht über die gesamte Zukunft, aber über den nächsten sinnvollen Schritt. Und genau darum geht es bei der Selbstführung. Im nächsten Schritt sollten Sie in den Bereich Beruf hineinzoomen und diese Übung erneut durchführen.

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Fazit: Führung beginnt bei der eigenen Haltung

Selbstführung ist nicht das Sahnehäubchen erfolgreicher Führung – sie ist der Anfang. Denn sie stärkt die persönliche Stabilität und ermöglicht es Führungskräften, Entscheidungen mit Bedacht zu treffen und authentisch zu führen. Denn letztlich gilt: Wer sich selbst nicht wirklich kennt, kann auch andere nicht wirklich führen. Wer nicht erkennen kann, was ihn steuert, wird auch keine klare Richtung vorgeben können und wirkt auf andere diffus. Führen beginnt bei jeder Führungskraft selbst.

Selbstführung ist keine Option. Sie ist die Basis jeder echten Führungskraft.

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[Bildnachweise: © AdobeStock – Drazen | nyul]

Dirk Sikora

Dirk Sikora arbeitete ca. 20 Jahre als Führungskraft im Topmanagement verschiedener Unternehmen und kennt daher das Umfeld und die spezifischen Herausforderungen. Seit 2012 ist er als zertifizierter Systemischer Business Coach tätig. 2019 machte er sich selbständig. Im Fokus seiner Tätigkeit steht die Transformation von Führungskräften des Topmanagements, die an einem Wendepunkt ihres Lebens stehen. Seit 2022 ist er ferner als zertifizierter AchtsamkeitsCoach tätig. Website: https://www.dirksikora.de

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