Rituale und Gepflogenheiten: Wie verbinde ich diese mit der neuen Arbeitswelt

Rituale und Gepflogenheiten: Wie verbinde ich diese mit der neuen Arbeitswelt

Rituale und Gepflogenheiten: Wie verbinde ich diese mit der neuen Arbeitswelt 1024 564 Anita Zuleger

In den letzten Jahren hat sich sehr viel Neues im Bereich Führung entwickelt. Dies kommt nicht nur durch neue Herausforderungen an den Märkten, sondern auch durch die geänderten Bedürfnisse und Anforderungen an die Mitarbeiter und von den Mitarbeitern. New Work, Agilität, Kundenfokus, VUKA World sind nur einige Schlagworte der neuen Arbeitswelt, die immer mehr Einfluss auf den Führungsstil haben.

Verantwortung – Mitarbeiter miteinbeziehen

Nicht nur, dass wir gegenüber einer klassischen Hierarchie eine ganz andere Spezies von Führungskräften benötigen, die sich mit den neuen Bedürfnissen und Forderungen der Mitarbeiter auseinandersetzen, um diesen besser gerecht zu werden. Nein, es bedeutet auch Verantwortung abzugeben, ins Risiko zu gehen und eine Fehlerkultur zu implementieren.

Dies ist gar nicht so einfach, wenn man in der Klassischen Unternehmensstruktur über 20 Jahre lang gewirkt hat und jetzt z.B. die Mitarbeiter für Entscheidung mit heranziehen soll bzw. diese sogar entscheiden lassen soll. Viele langgediente Manager gehen davon aus, dass man selbst die meiste Erfahrung hat und weiß was richtig und falsch ist, was funktioniert und was nicht. Sie legen Wert auf Macht und Status. Mit Homeoffices und Poolfahrzeugen können sie hingegen nicht ganz so viel anfangen.

Viel Neues wandelt die Arbeitswelt. Auf die geänderten Bedürfnisse müssen sich Führungskräfte einstellen.

Mehr noch, sie fühlen sich in der neuen Welt alleingelassen. Sie sind mit ihr überfordert. Jetzt, wo die Flexibilität und die Offenheit für Veränderung auch in den obersten Etagen gelebt und umgesetzt werden soll und muss. Andernfalls wird es für die Unternehmen immer schwieriger neue Mitarbeiter zu gewinnen und seine guten Mitarbeiter zu halten. Ein Umschalten von rechts nach links gelingt auch nicht nach einer Woche Seminar. Hier geht es um die grundsätzliche Einstellung. Die neuen Verhaltensweisen müssen verinnerlicht und gelebt werden.

Fallbeispiel aus der Arbeitswelt

Hier ein Beispiel einer Firma aus meinem Umfeld, in dem sich eine paradoxe Situation ergeben hat.

Die Führungsmannschaft hat sich auf die Fahnen geschrieben agil zu agieren. Hierfür stellen sie einen Trainer ein, um dies umzusetzen und die neuen Möglichkeiten Mitarbeitern nahe zu bringen. Projektmanager sind ab sofort auch Scrum Master oder es wird mit Optimierungstools wie Kanban gearbeitet. Die Mitarbeiter sind angenehm überrascht und sehen die Veränderung, bringen ihre Ideen ein und sind bereit Verantwortung zu übernehmen. Es wird in der ganzen Firma mit Hochdruck an der Kundenzufriedenheit gearbeitet. Bei einer Gesamttagung, werden die neuen Ideen und die Art der Umsetzung von den einzelnen Gruppen vorgestellt.

Der oberste Manager ist hoch erfreut und entscheidet sich spontan für „seine Idee“ – ohne jegliche Diskussion und ohne jemanden mit einzubinden.

Die Stimmung in der Firma sinkt danach auf den Tiefpunkt und die Mitarbeiter fühlen sich betrogen. Das Führungsteam ist sich nicht bewusst, dass sie wieder in die klassische Hierarchie zurückgefallen sind und wundert sich, warum die Mitarbeiter nicht sehr motiviert an die Arbeit gehen.

Ein klares Beispiel, wie es nicht geht. Leider kommt dies momentan bei sehr vielen Firmen vor.

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Junge Generation – neue Idee der Arbeitswelt

Die junge Generation sieht nicht viel Sinn darin nur abzuarbeiten, was andere entschieden haben, ohne ihre Sicht der Dinge und eigene Ideen mit einzubringen. Sie haben keine Lust auf alte hierarchische Business Rituale, für die neuen Arbeitswelten gelten andere Regeln.

Wer möchte heute noch endlose Meetings Tag für Tag durchführen, bei denen sich einzelne Personen versuchen zu profilieren? Stand up Meetings sind heute angesagt oder World Cafe Sessions, in denen es um die Generierung von neuen Ideen geht. Kreative Interaktionen sind heute gefragt und nicht bürokratische Abläufe. Natürlich sollte zumindest ein Teil dieser Ideen auch umgesetzt oder ausprobiert werden.

Was allerdings auch der Fall ist: Nicht jeder Mitarbeiter ist geeignet für die totale agile Welt. Zu viel Freiheiten rauben so machen den Halt. Klare Vorgaben können den Arbeitsalltag auch erleichtern. Ältere Kollegen sind es nicht gewohnt Feedback zu geben und ungefragt zu bekommen. So manch einer fühlt sich überfordert und möchte keine Verantwortung übernehmen.

Agilität – wie viel neue Arbeitswelt verträgt Ihr Unternehmen?

Um Neues zu schaffen, ist es wichtig Risiken ein zugehen. Dinge auszuprobieren und auch mal einen Fehler machen zu dürfen. Oft helfen Fehler ja gerade den richtigen Weg zu finden.

Es wird höchste Zeit, dass wir diese Wege beschreiten, weg von alten Business Ritualen wie Macht und Status. Damit werden unsere Firmen auf Dauer nicht erfolgreicher und vor allem finden wir nicht die Mitarbeiter, die unsere Firmen in der Zukunft nach vorne bringen.

Wichtig wäre aber auch genau hinzusehen: Wieviel Agilität verträgt mein Unternehmen? Was hat gut in dem alten System funktioniert und wird von den Mitarbeitern geschätzt? Wie so oft, kommt es auf die richtige Mischung an.

Lassen Sie die Mischung nicht allein von den Führungskräften zusammenstellen, sondern legen Sie sie gemeinsam mit ihren Mitarbeitern fest. Dies zusammen mit einem Umsetzungsplan der Schritt für Schritt vorwärts geht. So wird die Verknüpfung „Alte und Neue Welt“ ein Erfolg.

[Bildnachweis: © iStock – rclassenlayouts]

Anita Zuleger

Anita Zuleger ist Senior Executive Consultant bei The Boardroom, dem von Rundstedt-Beratungsbereich für Topmanager.

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