Resilienz als Karriere-Booster für Topmanager

Resilienz als Karriere-Booster für Topmanager

Resilienz als Karriere-Booster für Topmanager 1024 683 Johanna Finke

Neulich kam eine Kundin zu mir, die ihren (vermeintlichen) Traumjob innerhalb der Probezeit gekündigt hat. Dafür konnte sie mir gute Gründe nennen, aber dennoch hatte diese Erfahrung das Selbstvertrauen meiner Kundin stark erschüttert. Sie zweifelte an ihrer Selbsteinschätzung und stellte ihre bisherigen Karrierevorstellungen grundsätzlich in Frage. Aber nach einiger gemeinsamer Reflexion kristallisierte sich ein Gefühl klar heraus: „Ich weiß jetzt erst genau was ich will (und was nicht), was ich kann und habe gelernt, meinem Bauchgefühl zu vertrauen.“ Mit einem Wort, meine Kundin hatte das bewiesen, was zurzeit in aller Munde ist: Resilienz.

Resilienz, das Immunsystem unserer Seele

Für mich bedeutet Resilienz, mit unerwarteten Ereignissen im Leben umgehen zu können, auch schwierige Situationen als Chance zu sehen und im besten Fall gestärkt daraus hervorzugehen. Die Grundidee von Resilienz geht auf Emmy Werner zurück, die in ihrer Forschung sieben Schlüsselfaktoren identifiziert hat:

Während die Faktoren des inneren Kreises unsere innere Grundhaltung beschreiben, sind die des äußeren Kreises konkrete Verhaltensweisen. Und damit wird auch klar, dass Resilienz uns nicht zwangsweise in die Wiege gelegt sein muss, wir können unsere Grundhaltung verändern und unser Verhalten trainieren. Wir können uns Resilienz etwa wie unser Immunsystem vorstellen, genauer gesagt, das Immunsystem unserer Seele. Und jedes Immunsystem lässt sich bekanntlich stärken und trainieren.

Statt auf Vitaminen greifen wir hier auf etwas ureigenes zurück, unsere persönlichen Ressourcen. Denn wenn wir lernen, ressourcenorientiert zu denken, dann fühlen wir uns nicht so schnell überrollt von schwierigen Situationen, sondern kommen stattdessen in einen Lösungsmodus. Vorausgesetzt natürlich, wir kennen unsere eigenen Ressourcen.

Resilienz-Booster: Ressourcenorientiertes Denken

Was kann ich gut? Wer oder was tut mir gut? Und was kann ich selbst dafür tun? Diese drei Fragen bringen uns auf die Spur unserer persönlichen Ressourcen. Dazu schaue ich zum einen auf meine bisherige Lebensgeschichte und all die Erfahrungen, die ich darin gesammelt habe. Zum anderen gibt es ein paar simple Übungen, mit denen ich herausfinde, was mir gut tut und wie ich meine Ressourcen „boostern“ kann:

Resilienz-Übung: ABC-Liste

  1. Nehmen Sie Stift und Zettel zur Hand und schreiben Sie die Buchstaben des ABC untereinander.
  2. Notieren Sie sich nun hinter jeden Buchstaben mindestens eine Sache, die Ihnen Spaß macht und Ihnen gut tut.
  3. Hängen Sie diese Liste jetzt irgendwo hin, wo Sie sie täglich sehen. Wann immer Sie einen Energie-Booster benötigen, setzen Sie eine Sache davon um.

Resilienz-Booster: Akzeptanz

Resilienz-Booster: Akzeptanz, Ruhestand für Führungskräfte

Trotz aller Ressourcenarbeit, beobachte ich immer wieder, dass es einigen Kunden bedeutend schwerer fällt, mit einer schwierigen Situation fertig zu werden. Ein Kunde kam beispielsweise zu mir, nachdem sein Arbeitsverhältnis gekündigt bzw. er einen Aufhebungsvertrag unterzeichnet hatte. Er suchte Unterstützung in der Neuausrichtung seiner Karriere. Aber immer wieder taten sich neue Barrieren und Bedenken auf.

Ich konnte schnell feststellen, dass der Kunde zwar vordergründig nach neuen Möglichkeiten suchte, die Tatsache seiner Kündigung bzw. Aufhebung aber nie wirklich akzeptiert hatte, schließlich war er jahrelang eine tragende Säule des Management Teams gewesen. Erst als wir diesen „Elefanten im Raum“ angesprochen und bearbeitet hatten, konnten wir uns effektiv neuen Optionen zuwenden. Wir sollten also nie die schlichte Tatsache unterschätzen, dass manche Dinge eben einfach nicht so laufen, wie wir sie gerne hätten. Es gibt keine Sicherheit. Und es geht auch nicht immer gerecht zu. Punkt.

Resilienz-Booster: Optimismus

Der dritte Resilienz-Schlüsselfaktor, der zur Grundhaltung zählt, ist der Optimismus. Denn unsere Gedanken steuern unsere Handlungen. Wir alle kennen Wahrnehmungsbilder wie dieses hier: Hase oder Ente?

Was hat das mit Optimismus und Resilienz zu tun? An dem simplen Beispiel wird deutlich, dass es nie nur eine Wirklichkeit oder eine Betrachtungsweise gibt. Es liegt an uns, welche Perspektive wir einnehmen. Und das wiederum setzt eine emotionale Abwärts- oder eben Aufwärtsspirale in Gang, die unser weiteres Vorgehen bestimmt.

Um auf mein Eingangsbeispiel zurückzukommen: Ich kann mich in mein Schicksal fügen und im Job durchhalten, obwohl er mir eigentlich gar nicht gefällt. Dann stärke ich dadurch die Erfahrung, passiv zu bleiben, meinem Bauchgefühl und meinen eigenen Fähigkeiten nicht zu vertrauen. Oder ich mache mir die Tatsache bewusst, dass eine Probezeit für beide Seiten eine Probe darstellt und bin froh darüber jetzt genauer zu wissen, welche Tätigkeit und welches Umfeld zu mir passen oder eben nicht.

Im ersten Fall erlebe ich mich als wenig selbstwirksam und verharre in meiner Misere, während im zweiten Fall, die optimistische Sicht der Dinge zur Kündigung führt und die Selbstwirksamkeit dadurch stärkt, wie im Fall meiner Kundin. Und das bringt uns zu den resilienzförderlichen Verhaltensweisen.

Resilienz-Booster: Selbstwirksamkeit

Wir haben uns weiter oben bereits mit unseren Ressourcen beschäftigt. Diese auch aktiv einzusetzen und sich somit selbst zu regulieren, bedeutet Selbstwirksamkeit. Das setzt voraus, dass wir in gutem Kontakt mit uns selbst sind und den eigenen Bedürfnissen auch Beachtung schenken.

Wir alle kennen Situationen, in denen die Anspannung im beruflichen oder privaten Kontext stetig steigt. Aber wie viel davon ist wirklich externer Stress und wie viel ist „hausgemacht“? Häufig ist es die Kombination von beiden. Aber zumindest unsere internen Stressoren können wir selbst beeinflussen.

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Resilienz-Booster: Netzwerkorientierung

Nicht alles können wir aus eigener Kraft bewältigen. Müssen wir auch gar nicht, denn wir sind soziale Wesen und für Kooperation geschaffen. Uns allen steht ein Netzwerk aus Familie, Freunden, Kollegen, Bekannten, Coaches oder Beratern zur Verfügung. Doch wir unterscheiden uns darin, wie bereitwillig wir Hilfe annehmen. Ich beobachte immer wieder Kunden, für die es schier unmöglich ist, nach Unterstützung zu fragen.

Dahinter steckt oft der Glaubenssatz: „Ich muss es alleine schaffen.“ Wir würden das nie einem guten Freund, einer Freundin raten aber für uns selbst setzen wir häufig sehr viel strengere Maßstäbe. Umso interessanter ist die Frage: Wer wäre ich ohne diesen Gedanken? Wenn wir uns auf diese Frage einlassen können, dann können wir uns im nächsten Schritt fragen, wie es um unser Netzwerk derzeit bestellt ist.

In dem Moment, wo wir unser Netzwerk aktiv mit einbeziehen und auch unsere weiteren Ressourcen mobilisieren, in diesem Moment übernehmen wir Verantwortung für uns und unseren weiteren Karriereweg und wir richten unseren Blick automatisch nach vorn in die Zukunft, statt mit den vergangenen Geschehnissen zu hadern. Damit komplettiert sich der Kreis von Schlüsselfaktoren, die unsere Resilienz nachhaltig steigern.

Resilienz als Karriere-Influencer

Eines ist sicher: Sicherheit gibt es nicht. Wir begegnen immer wieder Personen, Situationen oder eigenen Lebensumständen, die eine Jobveränderung mit sich bringen. Wie gut wir damit umgehen, hängt maßgeblich von unserer Resilienzfähigkeit ab.

Mehr Informationen zu unserer Gastautorin finden Sie unter www.johannafinke.com.

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[Bildnachweise: © iStock – skynesher / jacoblund // Johanna Finke (2)]

Johanna Finke

Johanna Finke arbeitet seit mehr als 10 Jahren im HR-Bereich eines internationalen Dax-40-Konzerns und ist selbstständiger Purpose Coach für berufliche Neuorientierung und authentische Führung. Mehr unter www.johannafinke.com.

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