Menschen gewinnen (Teil I)

Menschen gewinnen (Teil I)

Menschen gewinnen (Teil I) 1024 512 Moritz Freiherr Knigge

Top-Führungskräfte besitzen 4 #Gewinnertalente. Sie gewinnen, weil für sie nicht zählt, was ist, sondern wie es gelingt. Was lässt Begegnung gelingen? Und woran liegt es, dass es manchmal krachend schief läuft? Wie Sie Menschen gewinnen, wann Sie sie verlieren und warum das wichtig ist für Führende, erläutere ich in dieser Blogreihe. Teil 1 widmet sich dem Gewinnertalent „Interessieren“.

Erfolgsfaktor Wertschätzung

Laut KPMG stiege der Umsatz in den HDAX-Unternehmen bis zu 25% durch bessere Beziehungen zu Kunden, Lieferanten und Mitarbeitern. „Es sind die Verbindungen mit Menschen, die dem Leben Wert geben.“ schrieb Wilhelm von Humboldt.

Nützlich und wertvoll ist demnach das bessere Miteinander. Wertschätzung ist ehrenhaft und nützlich zugleich. Wer Menschen gewinnen will, sollte sich als Mensch zeigen. Gewinnertalent Nr.1 ist die Fähigkeit sich für sein Gegenüber zu interessieren. Menschen gewinnt also, wer sich selbst in anderen erkennt.

Wer Menschen gewinnen will, sollte sich als Mensch zeigen.

Im Kleinen Großes lernen

Ikea erkannte, dass wir unsere Möbel freiwillig selbst zusammenbauen, wenn wir Geld sparen. Götz Werner, dass wir auch Kleinpreisartikel am liebsten dort kaufen, wo wir mit Gefühl beraten werden. Das historisch einzigartige Wachstum von Google geht auf die simple Einsicht zurück, dass am wichtigsten ist, was die meisten interessiert.

Alfred Herrhausen sah, dass nur derjenige andere Menschen führt, der sich selbst führen kann. Peter Drucker, dass Höchstleistung sich nur entfaltet, wo Sinn wirkt. Und Apple ist heute der wertvollste Konzern der Welt, weil Steve Jobs Technik radikal neu aus den Bedürfnissen der Anwender dachte.

Wer zuhört hat mehr zu erzählen. Wer sich für andere interessiert, für den interessieren sich andere.

Wer zuhört, hat mehr zu erzählen

Top-Führungskräfte interessieren sich für die Interessen von Menschen, weil sie so Interesse für ihre Interessen wecken. Fragt man Menschen, was für sie einen wertschätzenden Menschen ausmacht, fällt immer ein Wort. Fragt man Menschen, was sie am meisten im Umgang vermissen, fällt das selbe Wort: Zuhören. Fragen Sie sich selbst: Wem würden Sie freiwillig folgen?

Wer zuhört hat mehr zu erzählen. Wer sich für andere interessiert, für den interessieren sich andere. Klingt einfach. Und ist doch in der Praxis so schwer. Ich weiß wovon ich rede, denn reden ist mein Beruf. Erwische ich mich selbst beim Monologisieren, versuche ich an einen Satz meines Mentors zu denken: „Hör zu, Deine Geschichten kennst Du doch.“

Macht ist wichtig, aber Macht verführt

Topmanager sind sich der Folgen ihres Einflusses bewusst. Sie wissen, dass Aufmerksamkeit, Nicken und Applaus selten allein ihrer Genialität geschuldet sind. Sie wissen, dass der Führende dem Seiltänzer ähnelt. Heimlich wartet das Publikum, dass er fällt. Top-Führungskräfte können selbst vom Seil steigen. Sie machen nicht andere zum Publikum, sondern sich selbst. Das überzeugt, ganz ohne Übermacht.

Sie wissen, dass der Führende dem Seiltänzer ähnelt. Heimlich wartet das Publikum, dass er fällt.

Sinkende Halbwertszeit von Top-Managern

Die häufige berufliche Neuorientierung wird zur Norm

Zwischen den Zeilen lesen

Senior Executives hören Zwischentöne, wo andere noch drei Fragezeichen auf der Stirn haben. Sie lesen zwischen Zeilen, in Gesichtern und in der Körpersprache ihrer Mitmenschen. Sie ordnen das Verhalten anderer richtig ein. Vor allem aber sind sie sich ihrer Wirkung auf andere bewusst. Sie kennen das Wesen von Führung, unterschiedliche Menschen auf ein gemeinsames Ziel zu bewegen und gemäß ihrer Fähigkeiten einzusetzen. Das schafft nur, wer sich selbst in Bewegung setzt.

Senior Executives hören Zwischentöne, wo andere noch drei Fragezeichen auf der Stirn haben.

Zwischen Charisma und Narzissmus

„Freiwillige Folgsamkeit muss sich erworben werden“ wusste bereits Adolph Freiherr Knigge im 18. Jahrhundert zu berichten in seinem berühmten Buch „Über den Umgang mit Menschen“. Was in einer Ständegesellschaft wie der damaligen half, gilt in einer postmodernen, von sichtbaren Zwängen befreiten Gesellschaft umso mehr: „Die Kunst, sich den Neigungen, Temperamenten und Einsichten seiner Mitmenschen anzupassen, ohne Eigenheiten seines Charakters zu verlieren.“

Ein Kinderspiel war Führung weder gestern noch heute. Aber nie etwas für Gefallsüchtige. Führung gelingt Menschen, die Miteinander nicht als notwendiges Übel betrachten. Sondern als Voraussetzung für gemeinsamen Erfolg. Topmanager folgen einer einfachen Maxime: Gewinner gewinnen Menschen. Nicht durch Klopfen auf die eigene Schulter, sondern durch schlagendes Interesse am Gegenüber.

Topmanager folgen einer einfachen Maxime: Gewinner gewinnen Menschen.

Gesunder Menschenverstand, gesundes Unternehmen

Gemeinsam mit dem Schweizer Institut „sciencetransfer“ hat die Bertelsmann Stiftung eine Langzeitstudie veröffentlicht mit dem Titel „Vorgesetzte können Burnout am Arbeitsplatz reduzieren“. Schon die Einleitung unterstreicht die Bedeutung des Interesses von Führenden an denen, für die sie Verantwortung tragen: „Unterstützen Führungskräfte ihre Mitarbeiter sozial, sinkt das Burnout-Risiko in den Unternehmen erheblich.“ Das fängt bei einem freundlichen „Guten Morgen!“ an und reicht bis ins Unternehmensleitbild. Klingt einfach, ist einfach: Gesunde Führung hält das Unternehmen gesund. Sie zeigt Interesse und sagt Menschen: „Du bist mir wichtig.“

Gesicht geben und wahren

Topmanager müssen wissen, dass Menschen gewinnt wer anderen Gesicht gibt und es wahrt. Sie schlagen alle Regeln in den Wind, wenn Sie jemandem eine Peinlichkeit ersparen können. Der Großvater des spanischen Königs Juan Carlos I. wusste das. Als er sah, dass sein bürgerlicher Ehrengast aus dem Schälchen mit Wasser und Zitronenscheibe trank, das zur Reinigung der Hände bereitstand, tat er es ihm nach. Und Höflinge, die sich über den tölpelhaften Gast amüsierten, mussten nun das Gleiche tun. Ob mit Krone oder ohne – Sie zeigen Wirkung, weil Sie sich für andere interessieren. Und zwar nicht für das, was ist. Sondern dafür, wie es gelingt.

Sie zeigen Wirkung, weil Sie sich für andere interessieren. Und zwar nicht für das, was ist. Sondern dafür, wie es gelingt.

[Bildnachweis: © Rawpixel.com / Shutterstock]

Moritz Freiherr Knigge

Geboren mit einem Namen, der so bekannt ist wie Persil, wuchs der Unternehmer in Bredenbeck auf. Schon als Student der Betriebswirtschaftslehre stieß Moritz Freiherr Knigge auf eine einfache Logik: Gewinner gewinnen Menschen. Seit mehr als 20 Jahren sprach Moritz Freiherr Knigge in Wirtschaft und Gesellschaft über das Nützliche im Richtigen. Unser Gastautor ist am 5. März 2021 verstorben.

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