Führung in polarisierenden Zeiten: Experteninterview zum Deutschen Führungskräftetag 2025

Führung in polarisierenden Zeiten: Experteninterview zum Deutschen Führungskräftetag 2025

Führung in polarisierenden Zeiten: Experteninterview zum Deutschen Führungskräftetag 2025 1024 683 Attila Khan

Experteninterview zum Deutschen Führungskräftetag 2025
unter dem Leitmotto „Führung in polarisierenden Zeiten: Zukunft gestalten – Weichen für morgen stellen“

Zum Deutschen Führungskräftetag 2025 unter dem diesjährigen Leitmotto „Zukunft gestalten – Weichen für morgen stellen“ bieten wir vorab einen spannenden Einblick in die Rolle von Führung in polarisierenden Zeiten, die Bedeutung der Mitbestimmung der leitenden Angestellten, sowie die Verantwortung der mittleren und oberen Führungsebenen der Unternehmen im gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Wandel. Vorab sprachen wir mit:

Roland Angst, Attila Khan

Roland Angst ist Führungskraft im Geschäftskundenvertrieb der Telekom und zusätzlich seit 2013 Vorsitzender des Konzernsprecherausschusses der Deutschen Telekom AG. Zudem ist er Vorsitzender des Sprecherausschusses der Telekom Deutschland GmbH und Mitglied im Aufsichtsrat dieser Gesellschaft. Im ULA-Mitgliedsverband „syntra – Das Managementnetzwerk der Deutschen Telekom e.V.“ ist er seit 2011 stellvertretender Vorsitzender im Bundesvorstand. Im Mai 2021 wurde Roland Angst zum Präsidenten der ULA gewählt.

1. Herr Angst, welche Bedeutung hat das diesjährige Motto für Führungskräfte in der aktuellen Lage?

Roland Angst: Das Motto „Zukunft gestalten – Weichen für morgen stellen“ trifft den Nerv der Zeit. Wir erleben aktuell eine Phase tiefgreifender Umbrüche: geopolitische Spannungen, eine fragile transatlantische Partnerschaft und gleichzeitig ein hoher Erwartungsdruck an wirtschaftliche und politische Entscheidungsträger.

Führungskräfte stehen an der Schnittstelle zwischen Unternehmen, Gesellschaft und Politik. Die neue Bundesregierung hat Strukturreformen angekündigt – etwa im Bereich des flexiblen Renteneintritts, der Transformation der Industrie oder der Digitalisierung der Verwaltung.

Für uns als Führungskräfteverband ist klar: Diese Reformen müssen aus der Praxis mitgedacht werden. Dafür braucht es die Expertise und Stimme derer, die Verantwortung tragen – in Unternehmen ebenso wie in den Sprecherausschüssen.

2. Herr Khan, wie können Führungskräfte konkret Weichen stellen – sowohl für ihre Organisation als auch für ihre eigene Karriere?

Attila Khan: Die Fähigkeit zur aktiven Gestaltung ist heute wichtiger denn je. Wer als Führungskraft zukunftsfähig bleiben möchte, sollte nicht nur auf Wandel reagieren, sondern ihn antizipieren und mitgestalten. Dies beginnt bei der eigenen Haltung und endet bei der gezielten Weiterentwicklung von Teams und Strukturen innerhalb des Unternehmens.

Dabei sind fünf Kompetenzbereiche entscheidend: analytisches Denken, Innovationskraft, Resilienz, Anpassungsfähigkeit sowie Führungskompetenz im zwischenmenschlichen Bereich. Führungskräfte müssen in der Lage sein, sowohl komplexe Entwicklungen zu durchdringen und innovative Lösungen zu finden. Ebenso wichtig ist es, unter Druck handlungsfähig zu bleiben und den Zusammenhalt innerhalb der Teams zu fördern. Heutzutage ist zudem ein grundlegendes Verständnis für technologische Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz und digitale Tools notwendig, um diese sinnvoll nutzen zu können.

Führungskräfte sollten diese Fähigkeiten gezielt einsetzen, um Transformationen innerhalb des Unternehmens aktiv zu gestalten und gleichzeitig ihre eigene Karriere entscheidend voranzutreiben.

Fernglas mit Weitblick, Transformation der Führung

3. Herr Angst, was bedeuten polarisierende Zeiten für die Rolle der Mitbestimmung der leitenden Angestellten?

Roland Angst: Polarisierung – ob politisch, wirtschaftlich oder sozial – bedeutet immer auch Unsicherheit. In solchen Phasen ist es umso wichtiger, dass es Strukturen gibt, die Beteiligung ermöglichen und Vertrauen schaffen. Die Mitbestimmung der leitenden Angestellten ist dabei ein zentraler Pfeiler – besonders in Zeiten des Umbruchs.

Mit Blick auf die bevorstehenden Sprecherausschusswahlen 2026 ist das unsere Chance, die Mitbestimmung zukunftsfest zu machen. Es geht darum, die Rolle der Sprecherausschüsse als Partner von Unternehmensleitungen zu stärken, konkrete Impulse für Transformation einzubringen und die Interessen der leitenden Angestellten wirksam zu vertreten. Das gelingt nur, wenn sich Führungskräfte aktiv einbringen – und das wollen wir beim Führungskräftetag deutlich machen.

4. Herr Khan, was können Führungskräfte tun, um in Zeiten multipler Krisen effektiv zu handeln und Vertrauen zu schaffen?

Attila Khan: Gerade in Krisenzeiten, in denen Debatten oft zugespitzt und Entscheidungen komplexer werden, ist Klarheit in der Kommunikation, Integrität im Handeln und ein gutes Gespür für gesellschaftliche Entwicklungen unerlässlich. Führung bedeutet nicht nur, das Unternehmen wirtschaftlich gut zu steuern, sondern auch Orientierung zu geben – nach innen wie nach außen.

Dies gelingt durch persönliche Authentizität, die Glaubwürdigkeit schafft – vor allem in polarisierenden Kontexten. Führungskräfte, die ihre Werte konsistent leben, signalisieren auch bei kontroversen Themen Verlässlichkeit. Ein Beispiel: Ein Manager, der offen eigene Schwächen thematisiert (z. B. Umgang mit Kritik), wird als „nahbar“ wahrgenommen und reduziert Misstrauen in unsicheren Zeiten. Hierbei ist jedoch eine Balance zwischen Offenheit und professioneller Distanz gefragt. Bei eigener Unsicherheit sollten Führungskräfte sich zurückhalten und ihre emotionalen Aspekte gezielt in geschützten Settings (z. B. Coachings) mit einem Sparringspartner besprechen. Authentizität ist auch kein Allheilmittel, aber ein kritischer Erfolgsfaktor, um handlungsfähig zu bleiben.

Roland Angst, Zitat Zukunft gestalten. Führungskräfte
Attila Khan, Führung in polarisierenden Zeiten, Führungskräfte

5. Herr Angst, welchen Reformbedarf sehen Führungskräfte am dringendsten und welche Transformation erwarten sie von der neuen Bundesregierung, um den Wirtschaftsstandort Deutschland zukunftsfähig zu machen?

Roland Angst: Führungskräfte sehen einen erheblichen Reformbedarf in der Bürokratie, der Fachkräftesicherung und der Förderung von Innovationen. Die immer komplexeren Regelungen und der bürokratische Aufwand hindern Unternehmen daran, schnell und flexibel zu agieren. Gerade in einer Zeit, in der die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Wirtschaft auf dem Spiel steht, brauchen wir dringend einfachere und effizientere Prozesse.

Von der neuen Bundesregierung erwarten Führungskräfte klare Maßnahmen, um die Bürokratie abzubauen und die Digitalisierung voranzutreiben. Wichtig ist auch, dass die Lasten nicht weiter auf die Leistungsträger abgewälzt werden, sondern dass Führungskräfte in ihrer Verantwortung gestärkt werden, um den Wandel aktiv mitzugestalten. Die Zeit für entschlossene und schnelle Maßnahmen ist jetzt – nur so kann der Wirtschaftsstandort Deutschland langfristig zukunftsfähig bleiben.

6. Herr Khan, mit welchen Transformationen müssen Top-Führungskräfte in den kommenden Jahren rechnen, die ihre Karrieren beeinflussen werden?

Attila Khan: Die Kompetenzen, die für Führungspositionen in den letzten zehn Jahren erforderlich waren, verändern sich ebenso schnell wie der Arbeitsmarkt selbst. Lebenslange Karrieren im selben Unternehmen werden seltener. Restrukturierungen und Fachkräftemangel erhöhen die Wechselbereitschaft. Die Suche nach Sinn und die Verbindung von beruflicher Erfüllung mit individuellen Werten gewinnen an Bedeutung.  Derzeit orientieren sich mehr Führungskräfte denn je neu, um Positionen zu finden, die besser zu ihren Stärken und Motivationen passen. Viele definieren zudem ihre Rolle neu, um langfristig erfolgreich zu bleiben.

Der Veränderungsdruck ist enorm – auch bedingt durch neue politische Konstellationen, internationale Spannungen oder technologische Umbrüche. Dies verlangt von Führungskräften eine hohe Flexibilität, kontinuierliche Weiterbildung sowie die Bereitschaft, andere Ansätze zu erproben. Und genau hierin liegt auch eine Chance: Wer jetzt bereit ist, neue Wege zu denken, die eigenen Netzwerke zu stärken und gezielt in seine Entwicklung zu investieren, kann nicht nur Krisen meistern, sondern auch die Zukunft aktiv gestalten.

Um für sich selbst und seine Zukunft Klarheit und Orientierung zu gewinnen, ist es wichtig, sich mit drei grundlegenden Fragen auseinanderzusetzen:

  1. Wo will ich genau hin?
  2. Was sind meine Stärken und welche Kompetenzen benötige ich noch dafür?
  3. Wie gestalte ich aktiv meinen Weg dorthin?

Diese Themen erarbeiten wir auch stets individuell und gezielt in der Karriereberatung von The Boardroom.

Über den Deutschen Führungskräftetag 2025

Herr Angst, was erwartet die Teilnehmenden beim Deutschen Führungskräftetag 2025?

Roland Angst: Der Deutsche Führungskräftetag am 05. Juni in Berlin wird wieder eine wichtige Plattform für Austausch, Positionierung und gemeinsames Lernen. In Zeiten des tiefgreifenden Wandels – von der Neuorientierung der transatlantischen Beziehungen bis hin zu den Herausforderungen, die die neue politische Ausrichtung in Deutschland mit sich bringt – bieten wir Führungskräften die Gelegenheit, sich nicht nur untereinander, sondern besonders auch mit wichtigen politischen Entscheidungsträgern auszutauschen und ihre Perspektiven einzubringen.

Auf dem Programm stehen spannende Keynotes und Diskussionsrunden, unter anderem mit hochrangigen Vertreterinnen und Vertretern aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik. Wir erwarten u.a. Alexander Schweitzer MdL, Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz, Simone Menne, Präsidentin der American Chamber of Commerce in Germany und Constantin Schreiber, Tagesschau-Sprecher, Journalist und Autor, sowie Birgit Bohle, Vorständin Personal und Recht der Deutsche Telekom AG. Weitere prominente Namen aus der Politik werden folgen.

Alle Infos zum Programm gibt es unter: www.ula.de/fuehrungskraeftetag.

Herr Khan, warum ist der Austausch zwischen Führungskräften so enorm wichtig?

Attila Khan: Gerade das Networking sowie das Identifizieren, Vorbereiten und die Ansprache von Kontakten auf Topmanagement- oder Aufsichtsratsebene sind für die eigene Karriere sehr wichtig. The Boardroom unterstützt Führungskräfte dabei, ihre Kompetenzen zu erweitern und sich mit anderen Entscheidern zu vernetzen. Durch Veranstaltungen wie den Führungskräftetag erhalten Führungskräfte die Möglichkeit, neue Perspektiven zu gewinnen, ihr Netzwerk zu erweitern und sich über die neuesten Trends und gemeinsame Herausforderungen auszutauschen. Als Sponsoringpartner des Führungskräftetags freuen wir uns, Führungskräfte auf ihrem Weg zur Weiterentwicklung und Zukunftsfähigkeit zu unterstützen.

 

Vielen Dank an Herrn Angst und Herrn Khan für das informative und inspirierende Interview.

Ticket-Angebot

Für das The Boardroom-Netzwerk steht ein limitiertes Kontingent von 10 Tickets zum reduzierten ULA-Mitgliederpreis von 999 € statt 1.249 € zur Verfügung.
Bei Interesse schreiben Sie bitte eine E-Mail an The Boardroom.

The Boardroom unterstützt Top-Führungskräfte in jeder Phase ihrer Karriere.

Mit langjähriger Erfahrung in der Beratung, individuellem Coaching und vielfältigem Netzwerk bringen wir Sie voran. Lernen Sie uns kennen: Kontakt The Boardroom.

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[Bildnachweise: © Adobe Stock – Dilok, AungMyo | Portraits: Ronald Angst / Attila Khan]

Attila Khan

Attila Khan ist Geschäftsführer von The Boardroom. Als strategischer Partner für Workforce Transformation und Top-Führungskräfte entwickelt er passgenaue und kreative Konzepte in den Bereichen Führungskräftesuche, Personaldiagnostik und beruflicher Neuorientierung.

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