Die richtige Antwort (Teil III)

Die richtige Antwort (Teil III)

Die richtige Antwort (Teil III) 1024 678 Claus Verfürth

Der Reiz, ihr Können in einer anderen Branche zu beweisen, ist für viele Topmanager groß. Frischer Wind tut einer langen Karrierelaufbahn immer gut und Sie können ihr universal einsetzbares Wissen mit neuen Herausforderungen verknüpfen. Aber es gibt auch andere Beweggründe für einen Manager im Führungssegment, die Branche zu wechseln: Viele Wirtschaftszweige sind im Umbruch oder schrumpfen – immer mehr Manager kommen dadurch in die Situation, die Branche wechseln zu MÜSSEN. Deutlich davon betroffen sind momentan sicherlich die Banken- und Versicherungsbranche, die Energieversorger und auch die Automobilbauer.

Quereinsteiger vs. Branchenintimus

Ein angestrebter Branchenwechsel ist für beide Seiten ein riskanter Schritt, den insbesondere die Unternehmen ungern wagen. Der Branchenintimus wird immer noch bevorzugt, viele Unternehmen unterschätzen die Vorteile eines branchenfremden Managers und stellen stattdessen die Nachteile einer langen Einarbeitungszeit in den Vordergrund. Dabei gehen ihnen die neuen Impulse, die ein Quereinsteiger setzen kann, verloren. Denn für vermeintlich branchenbezogene Herausforderungen können andere Branchen bereits deutlich früher Lösungen hervorgebracht haben – was das Wissen eines Senior Executives einer anderen Herkunftsbranche sehr wertvoll macht.

Je größer der Konzern, desto weniger schwer wiegt das branchenspezifische Detailwissen eines Chefs

Chef-Sein als branchenunabhängige Qualifikation

Machen Sie sich zunächst folgendes bewusst: Positionen in Aufsichts- oder Verwaltungsräten, aber auch in Vorständen, setzen nicht zwingend ein detailliertes Branchenwissen voraus. Als Faustformel gilt: Je größer der Konzern, desto weniger schwer wiegt das branchenspezifische Detailwissen eines Chefs.
Sowohl Ihre universellen, als auch Ihre unternehmerischen Führungsqualitäten sind von weit größerer Bedeutung für Ihre Position. Denn Ihre Aufgaben liegen hauptsächlich darin, grundsätzliche Strategien vorzugeben, die Unternehmenskultur mitzugestalten und die richtigen Personalentscheidungen zu treffen.

USP gleich zu Beginn herausarbeiten

Wenn Sie mit dem Gedanken spielen die Branche zu wechseln, rate ich Ihnen, sich noch vor dem ersten Kontaktversuch intensiv mit der angestrebten Branche auseinanderzusetzen. Arbeiten Sie die Unterschiede, aber auch die Gemeinsamkeiten der Zielbranche zu Ihrer Herkunftsbranche heraus.

Ebenfalls nützlich können Vergleiche zu anderen, bekannten Branchenwechslern sein. Vielleicht erinnern Sie sich noch an den Wunsch vieler Unternehmen, die vor einigen Jahren unbedingt die Einkäufer von VW für sich gewinnen wollten, weil man sie für die Besten ihres Fachs hielt? Diesen Wunsch hatten vor allem viele Firmen, die nicht der Automobilbranche angehörten, weil die Fachlichkeit überzeugte und die Branchenherkunft zweitrangig war.

Rücken Sie sich selbst in das richtige Licht

Und genau an dieser Stelle sollten Sie als Topmanager in einem möglichen Kandidatengespräch anknüpfen. Erzeugen Sie eine Anziehungskraft als Branchenfremder, bei dem es egal scheint, woher er kommt, aber extrem wichtig ist, was er kann und wie seine Persönlichkeit beschaffen ist. Gelingt es Ihnen, Ihre Gesprächspartner von dieser Anziehungskraft zu überzeugen, gilt es im nächsten Schritt, mit Ihrem branchenübergreifenden Expertenwissen zu glänzen. Mit diesen zwei Schritten arbeiten Sie darauf hin, dass sich der Entscheider Ihre Erfahrung und Lösungskompetenz in seinem Unternehmen vorstellen kann. Und das ist der Schlüssel, den Sie brauchen, um die Tür in eine neue Branche zu öffnen.

Fazit

Der Frage nach der Einsetzbarkeit in verschiedenen Branchen wird in Zukunft immer mehr Bedeutung zukommen, weil sich Unternehmen in ihrer Ausrichtung und ihrem Geschäftsmodell einem sehr regelmäßigen Wandel unterwerfen müssen, um Kundenbedürfnisse zu befriedigen. Dann kommt es eher darauf an, ob Manager in der Lage sind, sich auf neue Gegebenheiten schnell einzustellen bzw. den Wandel voranzutreiben. Langjähriges Erfahrungswissen verliert hingegen an Bedeutung, weil es innerhalb kürzester Zeit wertlos wird.

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Claus Verfürth

Claus Verfürth ist Managing Director und Partner bei The Boardroom, dem von Rundstedt Beratungsbereich für Top-Manager.

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