Die letzten 100 Tage als Topmanager

Die letzten 100 Tage als Topmanager

Die letzten 100 Tage als Topmanager 1024 637 Claus Verfürth

Die berufliche Weiterentwicklung im Topmanagement denken wir in der Regel vom Anfang her. Meines Erachtens kommt es aber nicht nur auf die ersten 100 Tage als Topmanager an, sondern vor allem auf die letzten 100 Tage vor dem Ausscheiden. Egal ob Sie freiwillig oder unfreiwillig die berufliche Neuorientierung angehen, Ihr Verhalten in den letzten Wochen im Unternehmen ist entscheidend für Ihre berufliche Zukunft. Worauf Sie dabei achten sollten und wie Sie Ihre Reputation erhalten, erfahren Sie in meinem neuen Beitrag.

Berufliche Weiterentwicklung gehört zum Alltag

Im Verlauf Ihrer Karriere haben Sie schon mehrere Unternehmens- sowie Positionswechsel erfolgreich gemeistert – sonst wären Sie heute nicht auf Topmanager-Level. Je weiter Sie die Karriereleiter aufsteigen, desto höher ist auch die Wahrscheinlichkeit zu scheitern. Als Senior Executive ist das Risiko noch größer, denn all Ihre Entscheidungen und Handlungen stehen im Rampenlicht der Öffentlichkeit. In großen, internationalen Konzernen wird Ihnen als Topmanager zwar mehr Aufmerksamkeit zu teil, als als CEO in kleineren und mittelständischen Unternehmen. Verfallen Sie dennoch nicht dem Trugschluss, Sie würden nicht wahrgenommen werden.

Hinterlassen Sie nirgends verbrannte Erde auf Ihrem Weg ins oberste Topmanagement.

Den Übergang zwischen zwei Jobs meistern

Spitzenpositionen im Topmanagement verlangen integre Persönlichkeiten. Verhalten Sie sich unter allen Umständen korrekt gegenüber Ihrem Arbeitgeber, sowie Ihren Mitarbeitern. Insbesondere dann, wenn Sie nicht freiwillig aus dem Unternehmen ausscheiden. Konkret bedeutet das:

  • Erhalten Sie Ihre Motivation, bis zum letzten Arbeitstag
  • Informieren Sie Ihre beruflichen Kontakte und Netzwerke zeitnah nach der Entscheidung über den Jobwechsel und lassen Sie diesen Ihre neuen Kontaktdaten zukommen
  • Geben Sie Ihrem Arbeitgeber keinen Anlass, rechtliche Schritte gegen Sie einzuleiten
  • Seien Sie dem alten und dem neuen Arbeitgeber gegenüber loyal

Agieren Sie auch in den letzten Wochen noch mit Stil

Konflikte lassen sich nicht immer vermeiden, auch nicht in guten Arbeitsverhältnissen. Lassen Sie sich aber im Zweifel nicht von Ihren Emotionen leiten und bewahren Sie einen kühlen Kopf. Selbst wenn Sie im Recht sind und Ihr gegenüber sich nicht korrekt verhält rate ich dringend dazu: äußern Sie sich niemals negativ über einzelne Personen, Sachzusammenhänge oder das Unternehmen – auch nicht in vermeintlich vertraulichen Gesprächen. Bereinigen Sie stattdessen Konflikte oder Unstimmigkeiten im Vorfeld Ihres Jobwechsels, auch wenn Sie über Ihren Schatten springen müssen.

Bedenken Sie stets: man sieht sich immer zweimal im Leben!

Machen Sie sich nicht angreifbar, sondern nutzen Sie die letzten Wochen im Unternehmen dazu, Ihre Reputation auszubauen. Das funktioniert im Prinzip ganz einfach: Wenn Sie es schaffen, quantitativ sowie qualitativ, das vereinbarte Erfolgslevel zu halten, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie positiv im Gedächtnis bleiben bei Ihrem Arbeitgeber wie auch bei Ihren Mitarbeitern. Insbesondere positive Referenzen von Seiten Ihres ehemaligen Vorgesetzten fördern Ihre berufliche Attraktivität für andere Unternehmen. Lassen Sie sich jedoch unbedingt Ihre beruflichen Erfolge und Verantwortlichkeiten im alten Unternehmen anhand eines Arbeitszeugnisses bescheinigen. Ihre zugesprochenen Referenzen sollten zwingend Inhalt dieses Zeugnisses sein, damit Sie auch zukünftig belegen können, welche Erfolge Sie bisher erzielt haben.

Ein möglicher Wiedereintritt ins Unternehmen gelingt leichter, wenn man sich gern an Sie erinnert.

Die ersten 100 Tage als Führungskraft

Wie der Einstieg gelingt

Spätestens am letzten Arbeitstag im alten Unternehmen wird von Ihnen erwartet, dass Sie sich verabschieden. Dabei ist es keine Formsache sich von Vorgesetzten, Kollegen und Mitarbeitern zu verabschieden, sondern ein Muss. Ebenso erachte ich es als angebracht, sich von Kunden und Zulieferern, sofern vorhanden, dankend zu verabschieden.
Verlieren Sie Ihr berufliches Netzwerk nicht aus den Augen und pflegen Sie es, auch in guten Zeiten. Es ist nicht oft genug zu betonen: Bleiben Sie stetig mit Ihrem Netzwerk in Kontakt! Wenn Ihre Kontakte nur dann von Ihnen hören, wenn Sie deren Hilfe in Anspruch nehmen möchten, macht das keinen guten Eindruck.

Berufliches Netzwerken sichert Ihre Karriere ab und ist Gold wert in turbulenten Zeiten.

Setzen Sie einen angemessenen Schlusspunkt

Handeln Sie verantwortungsvoll, schließen Sie Ihre Projekte korrekt ab. Sollte dies nicht möglich sein, da Sie mitten im Prozess aussteigen, arbeiten Sie Ihren Nachfolger bestmöglich ein. So können Sie – ohne große Mühe – zusätzliche Anerkennung von Seiten Ihres alten Arbeitgebers und Ihren Mitarbeitern ernten.
Benachrichtigen Sie Ihre Kontakte und kommunizieren Sie Ihre berufliche Veränderung. Insbesondere enge Jobkontakte sollten Sie auf jeden Fall vor der offiziellen Verabschiedung informieren. Das Vertrauen, das Sie auf diese Art Ihren Kontakten entgegenbringen, wird sich langfristig bezahlt machen. Selbst wenn Sie zuletzt nur wenig Kontakt hatten, nutzen Sie diese Gelegenheit und schaffen Sie neue Anknüpfpunkte.

Nehmen Sie den beruflichen Neustart zum Anlass, den Kontakt wiederaufzunehmen.

Verabschieden Sie sich persönlich oder auch schriftlich von all denjenigen, mit denen Sie im Unternehmen eng zusammengearbeitet haben. Verabschieden Sie sich vom Vorstand und Ihrem Vorgesetzten idealerweise persönlich. Alternativ ist ein handgeschriebener Brief auch eine schöne Möglichkeit, sich zu bedanken und zu verabschieden. Ihren Mitarbeitern sollten Sie, gern per E-Mail, ebenso ein paar Worte des Dankes zukommen lassen. Hüten Sie sich aber unter allen Umständen vor einer emotionalen Retrospektive. Hier die richtigen Worte zu finden, ohne sich dabei angreifbar zu machen, ist ein Ritt auf Messers Schneide und geht in der Regel schief. Wenn Sie nichts Nettes sagen können, dann sollten Sie lieber schweigen. Gestalten Sie Ihre letzten Wochen im Unternehmen so, dass Sie mit sich zufrieden sein können und unbelastet die neue berufliche Herausforderung annehmen können.

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Claus Verfürth

Claus Verfürth ist Managing Director und Partner bei The Boardroom, dem von Rundstedt Beratungsbereich für Top-Manager.

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