Die ersten 100 Tage als Führungskraft

Die ersten 100 Tage als Führungskraft

Die ersten 100 Tage als Führungskraft 1024 683 Claus Verfürth

Die ersten 100 Tage als Führungskraft sind entscheidende Wegbereiter für Ihre weitere Karriere als Top-Manager. Wenn Sie als Senior Executive den Job wechseln und als neue Führungskraft in ein Unternehmen einsteigen, haben Sie nur eine Chance für den ersten Eindruck. Nutzen Sie diese weise, denn insbesondere zu Anfang definieren Sie Voraussetzungen für die Zukunft und werden dabei von allen Seiten kritisch beäugt.

Mit Bedacht ins neue Unternehmen einsteigen

Die ersten 100 Tage als Geschäftsführer oder als Top-Manager in einem neuen Unternehmen gelten als magischer Zeitraum. Es zeigt sich, ob der neue Stelleninhaber für den Job geeignet ist oder ob er eine Fehlbesetzung darstellt. Sie sind der Neue und müssen sich, trotz aller vorherigen beruflichen Erfahrung und weitreichender Erfolge, erst einmal behaupten.

Vorschusslorbeeren erleichtern einen beruflichen Neustart ungemein, aber verlassen Sie sich nicht darauf.

Überlegen Sie sich schon im Vorfeld, beispielsweise mit einem 100-Tage-Plan, wie Sie Ihre Zielsetzungen diplomatisch, aber bestimmt formulieren können. Niemand mag großspurige Besserwisser, die mit einer „Ab-jetzt-wird-alles-besser-Attitüde“ die Bühne betreten. Selbstverständlich dürfen und müssen Sie Missstände im Unternehmen ansprechen, denn auch das wird von Ihnen erwartet. Aber: Der Ton macht die Musik. Geben Sie Ihren neuen Mitarbeitern Einblicke in Ihre Ziele für eine gemeinsame Zukunft und stellen Sie die Bedingungen dafür auf. Sie sind der neue Chef, aber nur im Team werden Sie nachhaltige Erfolge verbuchen können.

Darauf sollten Führungskräfte in den ersten 100 Tagen achten

Die ersten 100 Tage als Führungskraft sollten Top-Manager nutzen, um Mitarbeiter und das Unternehmen auf den neuen Kurs vorzubereiten und erste Maßnahmen einzuleiten. Diese Aufgabe können Sie allein angehen, aber auch mit der Hilfe von erfahrenen Experten, die Sie beim Executive Onboarding unterstützen. Dabei sollten neue Führungskräfte folgenden Punkten besondere Beachtung schenken:

Schnelle Weichenstellungen vornehmen

Haben Sie sich im Bewerbungsprozess erfolgreich behaupten können, zählt ab dem ersten Arbeitstag in Ihrer neuen Position allein Ihre Performance. Je kritischer der (wirtschaftliche) Zustand des Unternehmens ist, desto schneller müssen Sie Weichenstellungen vornehmen und desto weniger Zeit haben Sie, sich mit Ihren neuen Mitarbeitern adäquat auseinanderzusetzen. Der Druck ist also hoch. Dennoch sollten Sie es vermeiden,  vorschnelle, unüberlegte Entscheidungen zu treffen. Denn: Sammeln Sie in dieser Phase schon erste Minuspunkte, werden Ihnen diese sehr lange anhängen. Sie riskieren die loyale Gefolgschaft und Kooperation Ihrer Mitarbeiter.

Ihre neuen Mitarbeiter empfangen Sie mit  individuellen Erwartungen, mit denen Sie sich auseinandersetzen müssen.

Vertun Sie nicht die wertvolle Chance, die sich Ihnen in den ersten 100 Tagen als Geschäftsführer bietet, und sichern Sie sich von Anfang an die Sympathien und die Unterstützung Ihrer neuen Mitarbeiter.

Interne Strukturen verstehen – Fehler vermeiden

In den ersten Monaten nach Ihrem Einstieg als Top-Führungskraft sollten Sie sich ein umfassendes Bild des neuen Unternehmens verschaffen. Stellen Sie sich und Ihren neuen Mitarbeitern folgende Fragen:

  • Wie war die Arbeit unter dem alten Chef organisiert?
  • Welche Lösungsansätze bringen die Mitarbeiter im Vorfeld mit?
  • Was versprechen sich Ihre Mitarbeiter von der künftigen Zusammenarbeit?
  • Welche Rahmenbedingungen stellen Sie auf, um lösungsorientiert und erfolgreich für das Unternehmen handeln zu können?

Das breite und vielfältige Wissen Ihrer Mitarbeiter ist auch Ihr Schlüssel zum Erfolg.

Auf Basis des Ist-Zustandes lässt sich beispielsweise ein 100-Tage-Businessplan erstellen, der auf die internen Strukturen angepasst ist. Neu als Führungskraft zu sein bedeutet nicht, die eigenen Standards durchdrücken zu wollen. Vielmehr müssen Topmanager für den langfristigen Erfolg auf bestehende Strukturen aufbauen. Der 100-Tage-Businessplan gilt dabei als Leitfaden und soll mögliche Probleme aufdecken und die entsprechenden Lösungen bereit stellen.

Ein erfolgreiches Team entwickeln

Der Blick von außen ist stets ein anderer als der von innen. Unterschiedliche Unternehmenskulturen sorgen dafür, dass kein Posten als Top-Führungskraft der anderen gleicht. Nutzen Sie darum die Möglichkeit, die Arbeitsabläufe und Strukturen zu erleben.

Beobachten und analysieren Sie aktuelle Arbeitsabläufe genau – und entdecken Sie Verbesserungspotenziale.

Fragen Sie Ihre Mitarbeiter nach Chancen und Grenzen ihres Handelns und entwickeln Sie gemeinsam innovative Ideen zur Verbesserung des Ist-Zustands. Hören Sie sich um, welcher Mitarbeiter Ansprechpartner für welchen Bereich ist. Sehen Sie aufmerksam hin und finden Sie heraus, welche Kollegen miteinander harmonieren und welche weniger. Effektive und erfolgreiche Teams sind nicht selbstverständlich, sondern müssen erst entwickelt werden. In der ersten 100 Tagen als Führungskraft legen Sie somit den Grundstein für die nachhaltige Entwicklung erfolgreicher Teams.

Verbündete im Unternehmen gewinnen

Machen Sie Ihrem Team bereits in den ersten 100 Tagen als Führungskraft deutlich, dass Ihnen Teamarbeit wichtig ist. Je nahbarer Sie wirken, desto eher bauen Siewertvolle Bindungen auf und können diese nutzen. Gewinnen Sie so als neue Führungskraft von Anfang an Verbündete an den wichtigen Gelenkstellen innerhalb des Unternehmens.

Behalten Sie im Blick, was um Sie herum passiert, auch abseits Ihrer Position. Nur so erhalten Sie umfassende Kenntnis des Unternehmens.

Insbesondere in schwierigen Situationen, in denen Sie unpopuläre Entscheidungen treffen müssen, ist vertrauensvoller und guter Rat hilfreich. Ein positiver Nebeneffekt ist dabei der Respekt und das Vertrauen Ihrer Mitarbeiter. Gewinnen Sie Vertraute, indem Sie den Rat Ihrer Mitarbeiter wertschätzen und Kompromisse eingehen. Denn wenn auch Sie in der Lage sind, sich zu beraten und Kompromisse einzugehen, werden es Ihnen Ihre Mitarbeiter gleichtun. Sie müssen dafür nicht gleich enge Freundschaften knüpfen, aber machen Sie sich bewusst, dass Sie allein keine Unternehmenserfolge generieren werden.

Fazit: Die ersten 100 Tage als Führungskraft als Grundstein

Als neue Führungskraft wird Ihr Handeln und Ihre Kommunikation bei Ihrem Einstieg neu bewertet. Die ersten 100 Tage als Top-Manager spielen eine wichtige Rolle dabei, wie Ihre Mitarbeiter Sie in Zukunft sehen. Dennoch bin ich der Meinung, dass die strikte 100-Tage-Regel überbewertet wird. Der Zeitrahmen, in dem Sie reüssieren müssen, ist schlussendlich immer von der individuellen Ausgangssituation des Unternehmens und den Mitarbeitern abhängig.

Die ersten 100 Tage als Topmanager in einem neuen Unternehmen entscheiden nicht über Sieg oder Niederlage, jedoch bilden sie den wichtigen Grundstein für Ihre Zukunft als Topmanager in Ihrem neuen Unternehmen. Abonnieren Sie jetzt unseren Topmanager-Blog und bleiben Sie über die wichtigsten Themen für die Top-Führungsebene informiert.

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[Bildnachweis: © GettyImages – Chris Ryan / iStockphoto – ljubaphoto / metamorworks]

Claus Verfürth

Claus Verfürth ist Managing Director und Partner bei The Boardroom, dem von Rundstedt Beratungsbereich für Top-Manager.

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