Der Übergang vom anspruchsvollen Erwerbsleben in den vermeintlich ruhigeren Ruhestand ist für viele Top-Manager eine Phase tiefgreifender Veränderungen. In diesem Blog-Beitrag teilt Franz Donner seine Erkenntnisse und persönlichen Erfahrungen zu diesem entscheidenden Lebensabschnitt. Als ehemaliger Konzernpersonalleiter der Zeiss Gruppe hat er zahlreiche Vorstände und Führungskräfte auf ihrem Weg in den Ruhestand begleitet und schildert sein Bild vom „Königsweg“. Als Sprecher des Rats der Arbeitswelt, einem von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil berufenen Expertenrat, betont Franz Donner die Wichtigkeit einer frühzeitigen Reflektion zum Rentenübergang und dem Leben danach. Der Beitrag wirft auch einen Blick auf die Rolle von Organisationen und Personalverantwortlichen in dieser Phase. Es wird deutlich, dass die Frage nach dem Arbeiten im Alter sensibel und konstruktiv angegangen werden muss, fernab von plumpen Fragen oder theoretischen Ansätzen.
[Vorwort von Attila Khan, Geschäftsführer The Boardroom]
Ruhestand für Führungskräfte – oft eine neue Herausforderung
Der Übergang vom Erwerbsleben in den sogenannten Ruhestand ist eine einschneidende Veränderung im Leben. In meinen über 30 Jahren als Führungskraft in einem Hightech Konzern – zuletzt 10 Jahre als Konzernpersonalleiter -, habe ich viele Vorstände und Führungskräfte bei diesem Übergang begleitet und frühzeitig für mich selbst reflektiert, wie ich diesen gestalte möchte.
Mir wurde deutlich, dass es hierfür keinen Königsweg, keinen „blue print“, gibt, den man einfach befolgen kann. Es gilt einen individuellen Weg zu finden, da dieser von einer Vielzahl höchst persönlicher Faktoren abhängt. Hierbei sind u.a. Gesundheit, Vermögenslage, Lebensstandard, Familie einschließlich Unterhaltspflichten, die Ausbildungssituation der Kinder, die persönliche Einstellung zum und die eigenen Erwartungen an das Leben zu nennen. Der nahende Renteneintritt ist oftmals ein Triggerpunkt, sich mit den Fragen zur Gestaltung des Lebens intensiv neu zu beschäftigen.
Sofern diese Reflektion erst kurz vor dem Rentenalter erfolgt, ist es deutlich zu spät!
Frühzeitig den persönlichen Weg in den Ruhestand planen
Diese Erkenntnis wird auch im aktuellen Arbeitsweltbericht des Rats der Arbeitswelt adressiert, dessen Sprecher ich seit einem Jahr bin. Der Rat der Arbeitswelt ist ein von Bundesarbeitsminister Hubertus Heil berufener Expertenrat mit 13 Mitgliedern aus Wissenschaft und Praxis. Im Kontext der Erbstätigkeit Älterer hat der Rat eine frühzeitig beginnende Reflektion zum Thema Rentenübergang und „dem Leben danach“ angeregt, die spätestens ab dem 50. Lebensjahr beginnen sollte.
Eine gezielte Beratung und der Austausch mit Vertrauenspersonen können dabei sinnvoll sein. Die Ehrlichkeit zu sich selbst ist wichtig. Vielleicht auch der Austausch mit Menschen, die in der gleichen Situation sind, diese bereits durchlebt haben.
Die Rolle der Organisationen bei der Gestaltung des Ruhestands für Führungskräfte
Für Organisationen gilt die Frage: Wie können sie gute, hilfreiche, konstruktive, wertschätzende Gespräche über Arbeiten im Alter ermöglichen?
Sicher nicht, indem der Vorgesetzte folgende plumpe Frage an den rentennahen Mitarbeiter stellt: „Wie haben Sie sich den weiteren Verlauf und Lebensabend vorgestellt?“ Oder ein junger HR-Mitarbeiter mit theoretischem Uni-Wissen die Selbsthilfegruppe mit dem Workshop „Sinnvolles Leben nach der Erwerbstätigkeit“ anbietet.
In Zeiten des zunehmenden Fachkräftemangels haben die Personaler die Thematik der Erwerbstätigkeit Älterer entdeckt. Personalpolitische Maßnahmen im Zuge einer systematischen, langfristigen Personalplanung entlang des Lebenszyklus werden zunehmend eingesetzt. Darunter der Einsatz flexibler Formen der Arbeitsorganisation und altersgemischter Teams, Lebensarbeitszeitmodelle und Gesundheitsprogramme sowie Gesundheitsberatung. Auch in der Politik wird überlegt, welche Anreize für ein freiwilliges Arbeiten in der Rente gesetzt werden können.
Je höher die Position im Management, umso häufiger führt allerdings der Weg im Alter aus dem bisherigen Unternehmen heraus. Es gilt dann die aufgebauten Netzwerke für neue Ideen und Gestaltungsaufgaben zu nutzen.
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Ruhestand für Führungskräfte: Wie Sie Ihre Boardroom Erfahrung und Netzwerke weiter nutzen können
Ich selbst habe einen fließenden Übergang gewählt. Dazu zählte, bereits früh in meiner Lebenszeit neben der beruflichen Erfüllung die persönlichen Interessen und Neigungen nicht verkümmern zu lassen. Mit dem Ausstieg aus der „Konzern-Tretmühle“ konnte ich sodann einerseits als freiberuflicher Rechtsanwalt und beratender Anwalt bei der renommierten Arbeitsrechtskanzlei PWWL Pusch Wahlig Workplace Law meine langjährige Erfahrung in Transformationsprozessen einbringen. Mit der Berufung in den Rat der Arbeitswelt leistete ich einen wertvollen Beitrag zur Arbeitsmarktpolitik mit ihren großen Herausforderungen. Andererseits hatte ich nun auch mehr Freiräume für meine privaten Interessen, die u.a. stark der Musik gelten, und die Familie.
Mein Wille zur Gestaltung und zu Impulsen für die Entwicklung von Organisationen und der Gesellschaft, früher im „Boardroom“ der Vorstandssitzungen im Konzern und den Aufsichtsratsmandaten entwickelt, bleibt im „Boardroom“ des Rats der Arbeitswelt mit den Netzwerken in geänderter Weise ein wichtiger Teil meines Lebens. Es ist neben den persönlichen Interessen und der Familie der Nährboden für ein weiterhin erfülltes Leben.
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